M&A als Lebensart auch für KMUs?
Die veränderte Unternehmensumwelt fordert auch von kleinen und mittleren Unternehmen neue Wege der Unternehmensentwicklung. Sollten KMUs dabei verstärkt auf Mergers and Acquisitions setzen, wie es für große Unternehmen schon längst zum Alltag gehört?

Rolf Popp

        


 
ie großen Konzerne und Unternehmen machen es seit Jahrzehnten vor. Firmen und Beteiligungen werden gekauft und wieder abgegeben. Ein ständiger Wandel und manchmal sogar mehr als eine 180° Wende, was das Beispiel Preussag zeigt. Das führende Industrieunternehmen wurde in kurzer Zeit zum Urlaubsspezialist Nr.1.

Wieso das ganze Spiel?
Große Unternehmen sind laufend auf der Suche nach relativ stabilen Umsatz- und Ertragsbringern für »Morgen«. Dies wird zum einen durch die interne Forschung & Entwicklung in Kombination mit den eigenen Expansionsmöglichkeiten erreicht. Zum anderen bedient man sich der externen Möglichkeiten, indem man sich in interessante Märkte einkauft, Joint Ventures eingeht und Fusionen durchführt. Frei nach dem Motto »If you can’t beat them join them«. (Wenn Du sie nicht schlagen kannst, dann vereinige dich mit ihnen.)

Eine weitere wichtige Rolle spielt dabei der Gedanke, dass man selbst nicht alle Geschäftsmöglichkeiten erkennen oder aufbauen kann oder will. Das Einkaufen in eine Branche, Region oder Produktgruppe ist manchmal die einzige und eine seriöse Möglichkeit der Unternehmensentwicklung.

Unabhängig davon lässt sich bei allen Berufen, Firmen und Produkten feststellen, dass auch diese einer Art Lebenszyklus unterliegen, was viele vergessen. Es müssen also immer genügend marktreife Produkte vorhanden sein, sonst geht auch der Lebenszyklus der Gesellschaft schnell zu Ende. Unachtsame Firmenlenker fragen sich dann: »Wir waren doch immer anständige Leute, wieso müssen wir heute Mitarbeiter entlassen oder gar den Unternehmensbetrieb einstellen?« Hier muss klar erkannt werden, dass man mit den Marktveränderungen und -anforderungen Schritt halten muss, sonst steht man womöglich ohne Markt da und fragt sich dann warum.

Die strategische Unternehmensführung und -entwicklung einschließlich der Möglichkeiten des Kaufs und Verkaufs von Unternehmen ist zwar für KMUs relativ neu, aber eine richtungsweisende Möglichkeit. Letztlich bedeutet dies, über den eigenen Tellerrand hinaus Chancen nutzen zu können, die Konkurrenz abzuhängen und die Sicherung des Unternehmens aktiv zu beeinflussen.

Darauf müssen Sie sich einstellen
Die Konkurrenz wird zunehmen und künftig noch aggressiver vorgehen. Insbesondere auch die KMUs werden - getrieben von deren aktuellen Umsatzrückgängen auf den angestammten Märkten - nach neuem Terrain suchen und nach Absatzmöglichkeiten Ausschau halten. Zwei Überlegungen werden dann eine Rolle spielen. Ist es billiger, eine lokale Firma zu übernehmen oder mittels Marketing und Vertrieb eine neue Niederlassung aufzubauen? Auf diese Weise werden dann Unternehmen bewertet und Entscheidungen vorbereitet – und der Trend wird weiter in diese Richtung gehen. Kauf und Verkauf von Firmen wird also auch in »good old Germany« zum täglichen Geschäft werden.

Ein weiterer Punkt ist, dass der Wert eines Unternehmens laufend und teilweise starken Schwankungen ausgesetzt ist. Der Gedanke, ein Unternehmen als sichere Rentenversorgung zu betrachten hat daher schon lange ausgedient – auch wenn einige dies noch nicht wahr haben wollen. Daher wird es bei uns genauso kommen, wie es international schon weit verbreitet ist: Wenn Firmeneigentümer einen angemessenen Preis für ihr Unternehmen erzielen können, dann werden sie häufiger die Chance wahrnehmen.

Dabei sollten Sie sich auch Gedanken machen, was denn Ihre Firma noch wert ist, wenn neue Konkurrenz auf den eigenen Märkten aktiv wird oder sich neue Techniken am Markt etablieren, die Ihr Produkt überflüssig machen. In diesem Zusammenhang ist vor allem auch relevant, dass nach der Börsenblase Firmen wieder realistisch bewertet werden.

Und bitte vergessen Sie alles, was Sie über Umsatzmultiplikatoren gehört haben, die Zeiten, in denen damit realistische Werte ermittelt werden konnten sind längst vorbei.

Zusätzlich müssen irgendwann die von der Presse und von Fachleuten in der Vergangenheit genannten Tausende von Nachfolgefällen an den Markt kommen. Mit der zu erwartenden Angebotsschwemme muss heute schon jedem Unternehmer klar sein, dass die 08/15-Firma weiter an Firmenwert verlieren wird. Auf der anderen Seite werden viele meinen, wie in der Vergangenheit auch schon, für Ihr Unternehmen einen zu geringen Preis angeboten zu bekommen.

Ein Verkauf wird in diversen Fällen also nie erfolgen, diese Personen wissen es nur heute noch nicht. Es stellt sich also die Frage, wann muss eine Firma handeln, verkaufen oder zukaufen. Mit einer guten Unternehmensplanung können Sie selbst die meisten Fragen beantworten - inklusive einer Werteinschätzung.

Ein anderer Faktor für M&A ist der schnelle Wandel, der uns heute in fast allen Branchen trifft. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir einfach Glück hatten, dass starre Konzepte bisher so lange gehalten haben. Umso mehr sollte man jetzt aktiv neue Geschäftsmöglichkeiten suchen und an Wachstum interessiert sein. Dabei muss man sicher auch einmal neue Wege gehen.

Auch das klassische Thema Nachfolge im Unternehmen ist heute noch in aller Munde. Machen wir uns die Thematik doch einmal transparent. In der Regel soll der Sohn oder die Tochter ein Unternehmen übernehmen und dabei sollte möglichst keine Steuer anfallen. Die Nachfolger führen dann die Firma in bewährter Manier fort. Schön, wenn es immer so wäre.

Beurteilen Sie selbst die unternehmerischen Fähigkeiten ihrer Nachfolger, gegebenenfalls zusammen mit einem neutralen Dritten. Denn wie bereits erwähnt, ist der Firmenwert, den man von einem Dritten in barer Münze bezahlt bekommt, ein sehr leicht flüchtiges Geschöpf. Manchmal wäre es daher ratsam, besser zu verkaufen und den Erlös an die Nachfolger zu geben, als zu übergeben und unter Umständen herbe Rückschläge einzustecken.

Insgesamt muss erkannt werden, dass große Unternehmen die gleichen Probleme haben wie kleine und umgekehrt. Nur bisher wollte es so manches kleine und mittelständische Unternehmen nicht wahr haben. Sie sollten sich also heute schon Gedanken über das Thema Mergers and Acquisitions machen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Methode für eine wertorientierte Unternehmensentwicklung
Jetzt könnte man sich fragen, darf ein Unternehmen »klein« bleiben? Aus meiner Sicht hat sich in der Praxis ein kontinuierliches Wachstum bewährt. Dies läuft in der Regel periodisch durch diverse Wachstumsveränderungen mit anschließenden Konsolidierungsphasen ab. Dabei können die Veränderungen schon einmal bis hin zur Verdoppelung des Umsatzes in einem Jahr gehen, z.B. durch einen Unternehmenszukauf.

Anschließend wird man die Kapitalausstattung wieder auf ein sehr gutes und konservatives Niveau heben. Nur so können Sie unerwartete Chancen nutzen oder in Zeiten wie heute mit Werbung die Konkurrenz weit hinter sich lassen. Nicht vergessen sollten KMUs auch, im Rückspiel ab und zu ein Auge auf die Konkurrenz zu werfen - national, europäisch und international.

Auch ein Rating legt die Regeln für den künftigen Unternehmenswert fest und dabei verlieren z.B. Immobilien häufig und meistens wesentlich an Wert. Auf der anderen Seite wird z.B. eine hohe Eigenkapitalausstattung belohnt. Es empfiehlt sich also schon heute, sein Unternehmen nach diesen Regeln zu führen und zu entwickeln, um ein werthaltiges Unternehmen vorweisen zu können.  

 

URL: http://www.perspektive-blau.de/artikel/0307b/0307b.htm