Hajo Schumacher:
Kopf hoch, Deutschland. Optimistische Geschichten aus einer verzagten Republik

ISBN: 3896672800
Erscheinungsjahr: 2005
Blessing
Weiter jammern – oder machen?
 

        


 
anz Deutschland ist seit Monaten in Jammerlaune. Unbestritten gibt es dafür eine Reihe von Gründen. Doch Jammern und Nörgeln verspricht kaum Erfolg. Der Journalist und Autor Hajo Schumacher verschafft mit seinem Buch Kopf hoch, Deutschland Aufmunterung und macht Mut.

Die Geschichten, die Hajo Schumacher erzählt, handeln von Menschen, die sich aufgemacht haben, das Jammertal, in dem Deutschland steckt, zu verlassen. Der Autor will zeigen, dass sich die gefühlte Stimmung in dem einstigen Wirtschaftswunderland, die Stimmung eines »Nichts geht mehr«, langsam aufgeschaukelt hat und nicht gänzlich auf dem Boden von Tatsachen steht.

Es ist aber auch kein Wunder, dass viele Menschen sich entmutigen lassen, bei den zahlreichen Appellen von allen Seiten, die immer wieder eintrichtern, wie unflexibel der Bürger, wie träge die Bürokratie, wie verkrustet die Strukturen seien. Dass dies alles andere als motivierend ist, begründet Schumacher mit verhaltenspsychologischen Experimenten aus den sechziger Jahren: Schüler, denen Lehrer viel zutrauten, brachten bessere Leistungen, und solche, denen man Versagen prophezeit hat, wurden schlechter.

Die Menschen, von denen Schumacher also erzählt, zeigen, dass es trotzdem geht, sie lassen sich nicht von düsteren Zukunftsvisionen verunsichern, sondern handeln. Im Mittelpunkt der »optimistischen Geschichten aus einer verzagten Republik« stehen Menschen, die Unternehmen führen, sanieren und modernisieren, die Kirchengemeinden vorstehen oder Verwaltungen umorganisieren und dabei erfährt der Leser vom Käse aus Bad Bibra etwa, nach dem dank Horst Reinke neuerdings die ganze Welt verrückt ist. Oder von Herrn Spahl, dem Bürgermeister von Rednitzhembach, der den hoch verschuldeten Ort aus den Miesen führte.

Geschichte für Geschichte ergibt ein Bild aus kreativen, optimistischen Inseln, die über ganz Deutschland verteilt sind. Bleibt die Frage, ob die kleinen Inseln wachsen werden und irgendwann sich über ganz Deutschland erstrecken. Klar, haben auch die Herren Daimler oder Siemens klein angefangen, aber wird es bei den dargestellten Unternehmern zu Größerem reichen? Können diese Unternehmer der Grundstein zu einem gesamtwirtschaftlichen Aufschwung sein?

Da ist die Rede von der Erfindung einer neuen Käsesorte oder Engelsskulpturen aus Metall, auch Schüler, die Kartoffelsalat verkaufen, werden hervorgehoben. So lobenswert all dies ist und als Beispiel für Kreativität und Optimismus auch passend, so verzweifelt machen diese Beispiele, bedenkt man, dass Deutschland einst führend war in Industrie, Hochtechnologie oder Forschung. Dass Deutschland die Heimat einer Vielzahl großer, weltweit führender Unternehmen war. Können die gelieferten Beispiele wirklich der Rettungsanker für den Aufschwung sein? Daran kommen schnell Zweifel auf.

Dennoch ist Kopf hoch, Deutschland mehr als bloß eine Sammlung netter Geschichten von Menschen, die ihre kleinen unternehmerischen Visionen verfolgen. Es braucht die darin beschriebenen Leute, um eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, um Schluss zu machen mit dem Jammern und Lust darauf, wieder anzupacken. So bleibt die Hoffnung, dass das Buch hilft, den Funken zum Überspringen zu bringen, damit der Rest der verzagten Republik nicht länger an das »Nichts geht mehr« glaubt.  

 

URL: http://www.perspektive-blau.de/buch/0506a/0506a.htm