Susanne Gaschke:
Die Emanzipationsfalle

ISBN: 3570008215
Erscheinungsjahr: 2005
C. Bertelsmann
Die Kinder-Verweigerer
 

        


 
ür Susanne Gaschke gibt es keine Alternative zur Emanzipation der Frau, jedoch sei die Frauenbewegung nicht ohne Nebenwirkungen geblieben. In ihrem neuesten Buch Die Emanzipationsfalle spricht die Zeit-Autorin von »Kollateralschäden«: Die großen Erfolge der weitgehenden rechtlichen Gleichstellung, Bildungschancen und »Einhegung der männlichen Gewalt« seien eben auch von Entwicklungen begleitet worden, die für alle misslich sind. Da die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus dem Blick geraten sei, führte die Emanzipation auch zur niedrigen Geburtenrate und Kinderarmut des Landes.
Die Autorin sieht Kinder als doppelte Altersvorsorge: emotional, für die Frauen selbst, die angesichts der Kinderlosigkeit zu vereinsamen drohen, und objektiv, für den Erhalt der Gesellschaft.

Kinderlose Frauen um die 30 müssen sich auf gut zweihundert Seiten des Buches von der Autorin den einen oder anderen Vorwurf gefallen lassen: Sie seien egoistisch, bequem und wollten nicht erwachsen werden. Die Chancengleichheit hätten Frauen so gut wie erreicht, bilanziert Gaschke, der Trend gehe zur Single-Frau, Mütter werden als altmodisch abgetan und taugen kam mehr als Rollenmodell. Und wenn schon Partnerschaft, dann gelte es auch in der Beziehung unabhängig zu bleiben: Selbstverwirklichung statt Kindererziehung.

Als Lösung schlägt Susanne Gaschke neue Vorbilder für Frauen vor, nämlich solche jenseits der ewig-jungen, faltenfreien Singles. Die Ehe müsse außerdem »ent-romantisiert« werden, mehr Rationalität in die Partnerwahl einkehren, Elternschaft als Teil des Erwachsenwerdens akzeptiert werden. Das Ziel einer »dritten Frauenbewegung« müsse daher sein, vor allem für die »Avantgarde der Kinderlosen«, »gut ausgebildete Singlefrauen und FDP wählende Jungmänner« die Elternschaft wieder attraktiv zu machen.

Als Manko des Buches springt der fehlende Blick ins Ausland ins Auge. Ein Vergleich mit anderen Ländern offenbart, dass anderswo die Frauenbewegung keineswegs als Ursache der Kinderlosigkeit gelten kann. Gerade dort, wo die Emanzipation vorangeschritten ist, wo Frauen ökonomisch unabhängiger sind und sich selbstverständlich dem beruflichen Erfolg widmen, werden mehr Kinder geboren. Was läuft also noch schief bei uns?

Trotzdem der Appell zum Kinderkriegen im Verlaufe des Buches etwas aufdringlich wird, lohnt es sich, das auf sich zu nehmen, denn Die Emanzipationsfalle wartet mit einer Reihe neuer Denkansätze auf. Provokant und klar formuliert, basierend auf Studien und Statistiken, gespickt mit Beispielen aus Film und Literatur, eigenen Befragungen sowie privaten Erlebnissen ist Susanne Gaschkes Buch leicht und abwechslungsreich zu lesen und bietet jede Menge neuen Stoff für dringend notwendige Diskussionen.  

 

URL: http://www.perspektive-blau.de/buch/0512a/0512a.htm