Klaus Burmeister, Holger Glockner:
Handbuch Zukunft 2010. Trends, Herausforderungen, Chancen

        

 
ich mit der Zukunft zu befassen, ist schlichte Notwendigkeit. Jede Entscheidung, die wir heute treffen, muss Entwicklungen und Trends, die unser Umfeld zukünftig beeinflussen, im Auge haben. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, Denkanstöße und Anregungen zu sammeln, um Handlungsoptionen auszuloten und Richtungsbestimmungen vorzunehmen.

Mit dem Handbuch Zukunft 2010 verfolgen die Zukunftsforscher Klaus Burmeister und Holger Glockner das Ziel, einen solchen Austausch mit der Wirtschaft, aber auch jedem Einzelnen, anzustoßen. Denn politischer und kultureller Wandel, so die Autoren, setzt immer neues Denken und Handeln von Individuen voraus. Denn Aufgaben warten genug! Die Autoren setzen sich zum Ziel, ein Bild der Welt zu zeichnen, das die Herausforderungen, die sich stellen, ebenso beinhaltet wie die Chancen, die sich bieten. In unserer komplexen, vernetzten, von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägten Welt gilt es über die Optionen, die zur Verfügung stehen, Bescheid zu wissen.

Das Handbuch beginnt mit einem Überblick über die Werkzeuge der Zukunftsforschung. Dabei legt eine Darstellung der historischen Stationen der Zukunftsforschung dar, mit welchen Fragen sie sich jeweils befasste und auf welche Weise sie zu welchen Antworten fand. Hier zeigt sich – entgegen der landläufigen Meinung von den Zukunftsforschern mit der Kristallkugel –, dass die Zukunftsforschung über ein beachtliches Instrumentarium verfügt.

Die Autoren nehmen nicht für sich in Anspruch die Zukunft vorauszusagen, dies heißt aber nicht, »dass sich keine nützlichen Aussagen über sie treffen ließen«. Zukunft wird als unbekanntes Land verstanden. Der Zukunftsforschung kommt die Aufgabe zu, Orientierung zu geben und bessere Entscheidungen vorzubereiten. Dabei sollte sie, um als seriös zu gelten, stets zugrunde gelegte Annahmen offenlegen und hinterfragen.

Ausführlich beschreibt das Handbuch Zukunft 2010 sieben Themenbreiche, in denen zukünftig besondere Herausforderungen warten:
:: Wie gelingt es die Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas zu reduzieren und damit den Klimawandel aufzuhalten? Die Umstellung unserer Energieversorgung auf eine klimaverträglichere Basis stellt eine Jahrhundertaufgabe dar.
:: Welche Zukunft hat das Automobil? Dass das Auto sauberer und energiesparender werden muss, steht außer Frage. Aber ist die Individualmobilität überhaupt noch zeitgemäß? Fragen der Mobilität werden in Zukunft stärker aus einer systemischen Perspektive betrachtet werden müssen. Wie können Verkehrsströme intelligenter organisiert werden? Wie kann die Stadtplanung unseren Mobilitätsbedarf unterstützen?
:: Immer mehr Menschen leben in Städten. Das Wachstum der Städte muss so bewältigt werden, dass der anwachsenden Stadtbevölkerung Arbeit und adäquate Infrastrukturen zur Verfügung gestellt werden.
:: Die Globalisierung nötigt uns neue Spielregeln auf. Wirtschaftsprozesse werden umgestaltet, was wiederum Veränderungen auf den Arbeitsmärkten nach sich zieht. Vor allem um Wissen ist Konkurrenz entbrannt. Wie sehen in Zukunft Innovationsprozesse aus? Und wie gehen Unternehmen mit ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung um?
:: Der technische Fortschritt macht den Gesundheitssektor zu einer der zentralen Wachstumsbranchen. Die Forschung verspricht nie geahnte Therapieerfolge. Die neuen Möglichkeiten werfen aber auch die Frage der Finanzierbarkeit auf. Der demographische Wandel lässt einen Umbau des Gesundheitswesens noch dringlicher erscheinen.
:: Wie gestalten Menschen ihren eigenen Alltag in einer immer komplexeren und beschleunigten Welt? Wie steht es heute und in Zukunft um den Zusammenhalt der Gesellschaft, wenn stabilitätsstiftende Merkmale wie der Glaube an das immerwährende wirtschaftliche Wachstum wegfallen? Auch Erziehung und Bildung werfen in unserer Wissensgesellschaft ernsthafte Herausforderungen auf.
:: Die Ausbreitung des Internets hat eine Unzahl neuer Möglichkeiten hervorgebracht. Gleichzeitig stellen die Digitalisierung und das Internet viele Branchen vor neue Herausforderungen und stellen alte Ordnungen in Frage. Welche neuen Geschäftsmodelle werden die Umwälzungen im Bereich der Medien hervorbringen? Wie wird in Zukunft die Frage nach dem geistigen Eigentum beantwortet?

Aus der Darstellung der wichtigsten Themen der Zukunft wird klar, dass sich viele Entwicklungen um das Thema Nachhaltigkeit drehen werden. Als Konsumenten, Bürger, Unternehmer und Politiker werden wir neue Spielregeln akzeptieren und unser Verhalten anpassen müssen. Daher identifizieren Klaus Burmeister und Holger Glockner nachhaltige Zukunftsmärkte als die wichtigsten Wachstumsmärkte der vor uns liegenden Jahrzehnte. In einem eigenen Kapitel erklären die Autoren, wie diese entstehen und warum es sinnvoll ist, diese Zukunftsmärkte zu verfolgen. Soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen ist schon längst kein leeres Lippenbekenntnis mehr, sondern zentrale Aufgabe von Strategie und Innovation in Unternehmen.

Mit dem Handbuch Zukunft 2010 gelingt ein umfassender Überblick über die Themen, die unsere Welt in den kommenden Jahren bewegen wird. Das Buch ist eine äußerst lesenswerte Einführung in die Zukunftsforschung und ihre Methoden sowie die wichtigsten Trends; mit einer Vielzahl von Grafiken versehen verspricht das Buch eine anregende und kurzweilige Lektüre. Ein besonderes Bonbon wartet auf den Leser am Ende des Buches: In einem Glossar stellen die Autoren hundert Trends kurz und bündig dar und wollen diese Auflistung als Wissensbasis für die übrigen Kapitel des Buches verstanden wissen.