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Neue Wege der Entscheidungsfindung mit Hilfe der Geo-Informationstechnik
Die demographische Entwicklung stellt neue Anforderungen an die öffentliche Verwaltung. Mit geeigneten Investitionen in die Zukunft muss den Veränderungen begegnet werden. Wegen permanent knapper Kassen sind Zukunftsentscheidungen vor allem bedarfsgerecht zu treffen. Als Entscheidungsgrundlage kann die Geo-Informationstechnik wertvolle Hilfe leisten.

        


 
ie demographische Entwicklung in Deutschland weicht signifikant vom globalen Trend ab. Während weltweit die Bevölkerungszahl steigt, ist sie in Deutschland seit Jahren rückläufig. Die Kommunen stehen mit ihren Zuständigkeiten im Brennpunkt der damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen. Auf kommunaler Ebene werden Entscheidungen getroffen, die den Menschen unmittelbar in seinem Lebensumfeld berühren. Sind die Städte und Gemeinden hinreichend für die Zukunft gerüstet?

Für richtungsweisende politische Entscheidungen sind zuverlässige raumbezogene Planungsdaten erforderlich. Die Geo-Informationstechnik liefert das notwendige Instrumentarium, um solche Daten erfassen, verwalten, auswerten und die Ergebnisse anschaulich präsentieren zu können.

Die Möglichkeiten der Geo-Informationstechnik werden vor dem Hintergrund der Demographie aus dem Blickwinkel einer Kommunalverwaltung beleuchtet.

Die demographische Entwicklung
Die Demographie befasst sich mit der Analyse von Bevölkerungsstrukturen im Hinblick auf Alter, Abstammung, ethnische Zugehörigkeit, Gesundheit, Bildungsniveau, Beruf und Familienstand. Untersucht werden Veränderungen, Wanderungsbewegungen und ihre Auswirkungen auf und ihr Zusammenhang mit wirtschaftlichen Bedingungen.

Betrachtet man die globale Entwicklung, so wird deutlich, dass das extreme Bevölkerungswachstum die zentrale Herausforderung der Menschheit darstellt. Mittlere Wachstumsprognosen gehen von mehr als 9 Milliarden Menschen aus, die Mitte des 21. Jahrhunderts die Erde bevölkern werden. Zwischen dem Bevölkerungswachstum und der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Nationen gibt es Korrelationen. In der Dritten Welt steigen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme aufgrund des Bevölkerungswachstums, in den Industrieländern dagegen aufgrund der Bevölkerungsschrumpfung.

In Deutschland gibt es seit den 1970er Jahren einen Geburtenrückgang, der in einer auf Wachstum ausgerichteten Gesellschaft zunehmend zum Problem wird. Infolge dieser Entwicklung nimmt die Alterung der Bevölkerung zu und der Generationenvertrag bricht zusammen. Nach heutigen Prognosen wird die Bevölkerungszahl trotz steigender Zuwanderung weiter abnehmen.

Die Staatsverschuldung und die Verschuldung der Länder und Kommunen nehmen heute utopische Ausmaße an. Die Abnahme der Bevölkerung reduziert die Einnahmen der Kommunen überproportional. Damit werden die politischen und wirtschaftlichen Handlungsspielräume noch enger.

Folgerungen
Es hilft nicht, wenn die Probleme seitens der Politik polemisiert werden und »aus dem Bauch heraus« Zukunftsentscheidungen getroffen werden. Ziel muss es sein, auf Basis zuverlässiger Daten Prognosen und Analysen zu erstellen, die fundiert sind und der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen können. Dies ist eine wichtige Aufgabe der Verwaltungen.

Der Mensch ist es gewohnt, »linear« zu denken und seinen Fokus auf die eigenen Zuständigkeiten zu richten. Da sämtliche Lebensbereiche miteinander vernetzt sind, führt dieses Verhalten leicht zu Fehleinschätzungen. Da letztlich aus einem Topf heraus gewirtschaftet wird, ist ein stärkeres ressortübergreifendes Denken und Handeln erforderlich.

Die Kommunen werden nicht die weltwirtschaftlichen Probleme lösen können. Sie werden aber gezielt Investitionen in die Zukunft leisten müssen, um die Auswirkungen der Demographie auf das unmittelbare Lebensumfeld abfangen zu können. Veränderungen sind in der Kultur, Infrastruktur und Stadtentwicklung zu erwarten.

Für die Kommunen gilt, dass sie mit weniger Personal und abnehmenden finanziellen Ressourcen ein Mehr an Qualität erzielen müssen. Das ist nur möglich, wenn hochqualifiziertes Personal zur Verfügung steht und moderne Planungs- und Informationssysteme zum Alltag gehören.

Die Geo-Informationstechnik liefert die notwendigen Werkzeuge. Der Einsatz dieser Technik beeinflusst die Aufgabenplanung und Organisation der Verwaltungen. Daher sind althergebrachte Verwaltungsabläufe zu modernisieren. Je früher eine Verwaltung dies erkennt und entsprechend umsetzt, umso wirtschaftlicher kann sie in Zukunft agieren und um so größer werden künftige Handlungsspielräume sein.

Was ist ein Geo-Informationssystem?
Ein Geo-Informationssystem (GIS) bildet in einem Computer die reale Welt modellhaft ab. Die Erdoberfläche wird hierzu auf Punkte, Linien und Flächen reduziert (Geometrieobjekte) und in digitaler Form abgespeichert. Liegen die Daten einmal in digitaler Form vor, sind fachübergreifende Verschneidungen möglich. Die Geometrieobjekte beziehen sich auf ein einheitliches Koordinatensystem, in dem sie hinsichtlich ihrer zwei- oder dreidimensionalen Lage- bzw. Raumkoordinaten beschrieben sind.

Neben den Geometrieobjekten gibt es beschreibende Sachdaten, die in einfachen Tabellen oder Datenbanken vorliegen können. Dies können Fachdaten aus unterschiedlichen Aufgabenbereichen sein. Haben diese Daten einen Raumbezug (Altlast, Gebäude, Biotop etc.), so lassen sie sich über Schlüssel mit den Geometrieobjekten verknüpfen. Abhängig vom Datenbankmodell können die Geometrie- und Sachdaten auch gemeinsam verwaltet werden.

Mit der Verknüpfung der Geometrie- und Sachdaten sind den möglichen Auswertungen keine Grenzen mehr gesetzt. Je nach Art der Daten und dem implementierten Funktionsumfang können auch dynamische Vorgänge simuliert werden (Monitoring). Es liegt damit ein Planungs- und Informationssystem zur Unterstützung der Entscheidungsfindung vor.

Abhängig von der Aufgabenstellung sind unterschiedliche Ausprägungen von Geo-Informationssystemen im Einsatz. Die Technik ist nicht auf die Aufgaben einer Kommunalverwaltung beschränkt, sondern überall in der Wirtschaft und Industrie anzutreffen, wo es um raumbezogene Planungen, Umweltinformationen, Grundstücks- oder Gebäudeverwaltungen, Betriebsmitteldaten, Funknetzplanungen, Kundendaten und Absatzmärkte geht. Die weiteren Betrachtungen beziehen sich auf Kommunale Geo-Informationssysteme (KIS).

Um welche Daten geht es?
Bei einer Kommunalverwaltung werden u.a. Bauleitpläne, Straßen- und Kanaldaten, Umweltinformationen, Liegenschaftsdaten des eigenen Gebäude- und Grundvermögens, Einwohnerdaten, Sozialdaten und Verkehrsdaten verwaltet. Neben diesen eigenen Datenbeständen gibt es externe Daten, die genutzt werden (Topographische Karten, Luftbilder, Daten von Umweltinstituten etc.). Anhand dieser Aufzählung wird bereits deutlich, welches Potential in einem Geo-Informationssystem steckt. Je nach Aufgabenstellung können Teilmengen interdisziplinärer Fachdaten in einer Problemlösungsumgebung zusammengeführt und für gezielte Planungen gemeinsam ausgewertet werden.

Beispiele für den Einsatz der Geo-Informationstechnik
Mittels der Geo-Informationstechnik sind Planungen nach wirklichem Bedarf unter optimaler Nutzung vorhandener Ressourcen möglich. So können zum Beispiel bei einer Verbindung der Einwohnerdaten mit zugehörigen digitalen Karten die Anzahl der Kinder, nach Altersgruppen sortiert, gebietsweise ermittelt werden und bei der Planung von Spielplätzen, Kindergärten oder Schulen berücksichtigt werden. Entsprechendes gilt für die Planung von sozialen Einrichtungen, Altenheimen oder Versorgungsanlagen.

Kosten werden reduziert, wenn auf Basis digitaler Anlagendaten präzise Ausschreibungsunterlagen per Knopfdruck erstellt werden können. Wie wirken sich Veränderungen im Bestand und in der Nutzung kostenmäßig aus? Mittels GIS-Technik sind solche Fragestellungen einfach zu beantworten.

Ein hausweit etabliertes Geo-Informationssystem ermöglicht auf jedem Arbeitsplatz die für die individuelle Sachbearbeitung notwendigen Datenzugriffe. Bürgerbüros haben einen Online-Zugriff auf Einwohnerdaten, Baudaten, Planungsdaten etc., wodurch umfassende Auskünfte an zentraler Stelle möglich sind. Erst der Einsatz eines Geo-Informationssystems führt dazu, dass Bürgerbüros wirklich effektiv arbeiten können.

Städteplanung erfolgt ganzheitlich unter optimaler Berücksichtigung sämtlicher planungsrelevanter Daten wie Einwohnerdaten, Regionalplanungen, Sozialdaten, Verkehrsdaten und Umweltdaten. Demographische Entwicklungen fließen in die Wohnraum- und Verkehrsplanung ein. Kommunale Wirtschaftsförderung gewinnt an Kompetenz durch die Möglichkeit gezielter individueller Beratung auf Basis kommunaler und regionaler Planungsdaten.

Kosten-Nutzen-Überlegungen
GIS deckt den wesentlichen Teil der kommunalen Datenverarbeitung ab und ersetzt bisherige Insellösungen. Der größte Kostenanteil steckt nicht in der Hard- und Software, sondern in der digitalen Aufbereitung der Datenbestände. Hierbei muss in Rechnung gestellt werden, dass gleichzeitig eine Datenveredelung stattfindet, da zahlreiche Fehler und Widersprüche in den analogen Daten bereinigt und Redundanzen beseitigt werden. Die Datenveredelung ist eine Investition in die Zukunft. Der Nutzen digitaler Daten entsteht zeitversetzt. Er wird augenfällig und monetär greifbar, wenn Teildatenbestände digital umgesetzt wurden.

Fazit
Geoinformationen stellen ein Wirtschaftsgut von herausragender Bedeutung dar. Die Geo-Informationstechnik führt zur Schonung von Ressourcen und zur Transparenz bei der Entscheidungsfindung. Die Planungssicherheit wird erhöht und Alternativmodelle können in kurzer Zeit erstellt und analysiert werden. In Anbetracht knapper Kassen und unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung rechnet sich der Einsatz dieser innovativen Technik nicht nur, sondern Zukunftsfragen können ohne Geoinformationen und geeignete Planungs- und Analysewerkzeuge überhaupt nicht behandelt werden. Das Verfolgen falscher Ziele ist teurer als der Einsatz dieser modernen Technik.