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Kreativität in Organisationen

Kreativität soll eine Fähigkeit sein, über die alle Menschen irgendwie verfügen. Dasselbe sagt man auch über Musikalität, doch kennt jeder musikalische und halt auch weniger musikalische Mitmenschen. In Unternehmen fehlen oft kreative Impulse und man wünscht sich die erneuernde Kraft von Kreativen. Doch schon sich und andere ehrlich zu fragen, wer da was beizutragen hat, scheint nicht so einfach zu sein. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man das Thema ohne Tabus angehen könnte.

        


 
reativität ist schwer zu fassen, noch schwerer verwertbar abzurufen und am schwersten neu zu wecken. Da ist oft einfacher zu beurteilen, ob am Ende Ergebnisse überzeugen. Doch lassen sich auch dabei kritische Punkte leichter formulieren als Hinweise, wie alles kreativer ausfallen könnte. Wüsste man das genau zu sagen, brauchte man den kreativen Prozess nicht. Daher ist es schwierig, Kreative zu fördern und zu führen. Lässt man Aspiranten freie Hand, kommt oft wenig, Irrelevantes oder im gegebenen Rahmen nicht Verwertbares heraus. Spricht man das klar aus, kann es zu erheblichen Kränkungen kommen. Irgendwie scheint berechtigt, wenn dann möglichst gute Orientierung von Auftraggebern und Führungskräften eingefordert wird. Doch würden diese der Kreativität dann vielleicht unnötig enge Grenzen setzen. Oder, wenn die Vorgaben hinreichend kreativ wären, brauchte man keine Kreativen mehr. Hier entstehen paradoxe Beziehungssituationen, mit denen umzugehen oft heikel ist.

Kreativität fördern?
Die Kreativität von Einzelnen oder Teams einzuschätzen, ist schwierig. Was ist zielloses Palaver oder das Vernetzen von Einfallslosigkeiten? Was ist notwendige Absichtslosigkeit oder produktive Unschärfe? Was ist Selbstgefälligkeit, die konfrontiert werden muss und was Jagdinstinkt, den man nicht stören darf? Passt die Situation? Ein »kreativer« Umgang mit Wirklichkeit und Verantwortlichkeiten überzeugen dann wenig, wenn zuverlässige Prozesse und sorgfältige Abstimmung angesagt sind. Aber auch im positiven Fall muss Kreativität mit vielen anderen Kompetenzen und günstigen Umständen zusammenwirken, damit sich Erfolg und Sinnerleben einstellen können. Und so gibt es leider auch die, deren Kreativität in Organisationen nicht als Wert wahrgenommen und entsprechend gefördert wird. Oft passen sie nicht in das Gewohnheitskorsett, scheitern an fehlender Offenheit ihrer Umwelt oder finden aus anderen Gründen kein Gehör. Viele Kreative verstummen oder mutieren zu Spontis oder Querulanten, weil ihr Umfeld nicht konstruktiv reagiert. Andere gehen oder gründen eigene Unternehmen und steigen kometenhaft auf (so bei der Gründung von SAP durch IBM-Dissidenten).

Doch kann man eigentlich Kreativität gezielt fördern?

Schon eine Selbst-Beschreibung, ob, wie, wann und unter welchen Bedingungen sich Kreativität entfaltet, fällt den meisten schwer. Befragung hat also seine Grenzen. Kreativität lässt sich auch nur begrenzt von außen stimulieren oder gar trainieren. Wenn Kreative gefragt werden, was eigentlich ihre »Aha-Effekte« ausgelöst hat, berichten sie meist von Begebenheiten »am Rande«, die so niemals direkt geplant werden, bestenfalls durch kreativitätsfördernde Lernkultur wahrscheinlicher gemacht werden könnten. Solche kreativen Kulturen zeichnen sich durch ein gewisses Maß an Fokussierung und Lenkung aus, lassen aber neben dem, was direkt gestaltet werden soll, äußerlich wie innerlich Zeit und Raum für das Entstehen innovativer Ideen, für das Hervortreten von Hintergrundschwingungen und für das, was sich im Zusammenspiel fügt. Zugegeben, das ist keine sehr konkrete Empfehlungen, doch kann man sie im Dialog konkretisieren.

Angst als Hemmung
Unbestritten scheint, dass zu große Angst Kreativität hemmen kann und Menschen eher auf basale Bewältigungs- und Schutzprogramme zurückgreifen lässt. Überforderungen (manchmal nur phantasierte) und Leistungsblockierungen aller Art einerseits und Verstrickungen bzw. Unsicherheit in Beziehungen (bezüglich Zugehörigkeit und Anerkennung) andererseits lösen solche Angst aus oder steigern sie. Andererseits kann Angst auch als berechtigtes Alarmsignal verstanden werden, das auf eine sich zuspitzende problematische Entwicklung hinweist. Allerdings ist es oft schwierig, zu identifizieren, auf welche Fehlentwicklung und damit verbundene Gefahren diese Angst verweist. Außerdem kann sich Angst aus dem verstehbaren Zusammenhang, ja von identifizierbaren Auslösern lösen. Dann bleibt oft nur vorsichtiges Experimentieren, um herauszufinden, welche Vorgehensweisen Angst in den Hintergrund treten lassen und wie kreative Entwicklungen wieder in den Vordergrund treten können. Anstatt sich dabei mit Belastungen aus der Biographie zu beschäftigen, geht man neuerdings eher davon aus, dass eher positive neue Erfahrungen geweckt werden sollten, die dann schwierige Erfahrungen »überschreiben«. Wenn man weiß, wie man einen Karren in den Dreck gefahren hat, weiß man noch lange nicht, wie er wieder herausgezogen werden kann.

Geht man davon aus, dass Angst ein entscheidender Gegenspieler von Kreativität ist, dann ist Vertrauen ein »Gegenmittel«. Einerseits Vertrauen, bei anderen Menschen willkommen zu sein sowie Hilfe, Beistand und Unterstützung finden zu können. Andererseits die Zuversicht, dass neue Lösungen möglich sind. Vertrauen und Zuversicht sind gestört, wenn Menschen nicht auf entsprechende Erfahrungen zurückgreifen können. Positive Erfahrungen mental zu aktivieren oder wiederholt erleben lassen zu können, wären dann überzeugende Schritte, die »Sicherheitslösungen« zugunsten kreativer Versuche zurückstellen lassen. Für positive Erfahrungen werden meist andere Menschen und deren hilfreiche Resonanzen gebraucht. Kreative Kultur holt dafür hilfreiche Verhaltensweisen in den Vordergrund und vernetzt sie miteinander.

Angst als Weckruf
Doch sollte man nicht die Augen davor verschließen, dass auch extreme Bedrängnis und ungünstigste Umstände Menschen zu kreativen Höchstleistungen gebracht haben. Not macht eben erfinderisch! Nicht immer und nicht jeden, aber doch. Allerdings geschieht dies eben meist schicksalhaft und kann kaum pädagogisch inszeniert werden. Für Bildungs- und Erziehungsansätze kann ein »pflegebetonter Umgang« mit Menschen als humanistisch wertvoll angesehen werden. Doch gab es mir zu denken als eine Kunsthochschule die psychotherapeutische Versorgung ihrer Studenten mit dem Hinweis ablehnte, die könnte Kreativität zerstören.

Angst sollte also vielleicht nicht nur als zu beseitigendes Hemmnis angesehen werden. Angst kann z.B. auch als Folgeerscheinung verpasster Lernvorgänge auftreten. Dann ist Angst nicht die Ursache, sondern steht für fehlendes Erkennen und Beantworten neuer Herausforderungen. In durch Komfort abgeschotteten Gesellschaftsbereichen scheint Entwicklungsdruck zu wenig wahrgenommen zu werden. Entwicklungen werden verschleppt, auch weil die wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Folgen zu lange ausgeblendet und verschoben werden können, bis sie endlich und dann in erschreckenden Dimensionen zu Tage treten. Viele Führungsverantwortliche haben lange den Kopf in den Sand gesteckt, um dann mit harten Maßnahmen eher Angst zu erzeugen als Wege in neue Kreativität zu weisen. Auch hier paradoxe Anforderungen: einerseits Menschen wecken, notfalls mit Schocks, andererseits sie nicht durch Angst lähmen und in irrationale Rückwärtsgewandtheit treiben.

Lösungen als Problem
Fehlende Kreativitäts-Verantwortung mit Angstfolgen lässt sich in einer Metapher darstellen:
Ein hungriger Vorfahre bewegt sich auf der Suche nach Nahrung mehr oder weniger zufällig durch unwegsames Gelände. Er findet relativ begehbare Pfade, die ihn auch irgendwie zu hinreichend nährenden Nahrungsquellen führen. Je öfter er diese Pfade geht, desto begehbarer werden sie, bis sie zu einem festen Bestandteil der Landschaft draußen und der Weltvorstellung innen geworden sind. Das nicht begangene Gelände drum herum wird außen und auf der inneren Landkarte immer mehr zum nicht bekannten Land links und rechts der im Hirn entstandenen Autobahn.

Von der Autobahn aus betrachtet scheint das sonstige Gelände verwildert und das Ungemach, neue Wege gehen zu müssen, wirkt groß. Da war vielleicht auch tatsächlich mal ein Sumpf, der aber längst ausgetrocknet ist, ohne dass man das weiß. Wenn sich jetzt nach und nach die Nahrungsstellen verschieben oder man gebrechlicher wird, werden die gewohnten Wege zu immer größeren Umwegen und neue Wege zu suchen wird zu einem immer schlechter einschätzbaren oder objektiv größeren Risiko. Wenn man nicht experimentiert, solange die Reserven das erlauben, dann kann es eng werden, und nur unter hohen Risiken und erheblicher Entbehrung können noch neue Wege probiert werden. Wagt man den Aufbruch nicht rechtzeitig oder spitzen sich die Verhältnisse unvermutet schnell zu, kann man in der Falle sitzen, tatsächlich äußerlich oder manchmal auch nur mental, weil man aus seiner eingefahrenen Perspektive den Überblick verloren hat.

In solchen Situationen kann man natürlich jemanden gebrauchen, der einen beruhigt und die Angst auf ein Maß reduziert, mit dem Handeln und Experimentieren wieder möglich scheinen. Man braucht auch jemanden, der einen rechtzeitig zum Aufbruch ermutigt und die Gefahren bei dessen Aufschub aufzeigt, der einem einen Hügel zeigt, von dem aus man die Zusammenhänge besser erkennen und die möglichen neuen Wege besser einschätzen kann. Man braucht einen, der ein Stück mit einem geht und mit draufschaut, dass man aus den ungewohnten Erfahrungen die richtigen Schlüsse zieht und bei unsicherer Urteilsfähigkeit aushilft, jemanden, der selbst auch Freude an neuen eigenen Wegen. Und man braucht jemanden, der einem Gesellschaft leistet, aber noch wichtiger, der einen in neue Lern- und Austauschbeziehungen mit anderen bringt, die ebenfalls auf Wegsuche sind.

Probleme entstehen also auch durch Lösungen, die nicht mehr tragen. Sie sind als Gewohnheiten herausgebildet oder übernommen worden, ohne dass ihre Natur oder die der Herausforderungen, auf die sie verwendet werden, weiter reflektiert wurden. Vermutlich werden die meisten Herausforderungen zunächst eher diffus erlebt. Worin sie genau bestehen, ist unklar. Die Menschen finden durch Herumprobieren (durch eigenes Experimentieren oder Vorbildern folgend) zu Organisationsformen, die irgendwie befriedigen und aufgetretenes Unbehagen erfolgreich mindern oder in den Hintergrund treten lassen. Durch wiederholte Nutzung des »Erfolgsprogramms« entsteht eine Gewohnheit, ja letztlich eine Selbstverständlichkeit, und zwar nicht nur bezüglich des Lösungsweges, sondern auch bezüglich des damit verbundenen Weltbildes. Durch langes Nutzen solcher Bahnen, die hinreichend gute Ergebnisse bringen, verkümmern andere Optionen. Die Flexibilität, Neues probieren zu wollen oder zu wagen, kann nachlassen. Dadurch kann es geschehen, dass alternative Weltbilder und Vorgehensweisen außer Sicht- und Reichweite geraten. Wenn dann von außen oder innen neue Herausforderungen auftauchen, versucht man diesen so lange wie möglich mit alten Mustern, oft auch mit Hilfskonstruktionen zu begegnen, weil das kurzfristig ökonomischer scheint, als umzurüsten. So werden aus lösbaren Problemen Zwickmühlen.

Ersatzbefriedigungen
Sich kreativ und verantwortlich zu leben, wird hier als Grundbedürfnis angenommen. Der Verlust des kreativen Potenzials macht Menschen anfällig für Ersatzbefriedigungen. Das Spektrum solcher Ersatzlösungen zur Stillung nicht befriedigter Bedürfnisse reicht vom Essen (ohne Hunger) über Sex (ohne Liebe) bis hin zu all jenen Beschäftigungen, mit denen man sich die Zeit vertreibt und die eigene innere Leere, also sein ungesättigtes Inneres ausfüllt: Ablenkung, Aufregung, Einkaufen, materielle Reichtümer anhäufen, ständig verreisen, andere mobben, sich selbst zur Schau stellen, Karriere machen, angeben, sich an Sekten und andere fundamentalistische Gruppierungen binden. Das Glück, sein Leben verantwortlich und wirksam zu gestalten, mit Würde in den Spiegel oder die Augen der nächsten Generation sehen zu können, mag verschüttet sein. Es gibt ersatzweise neue unstillbare Bedürfnisse. Auch solche Not macht erfinderisch. Die »Lösungen« sind bisweilen einfallsreich und hintertrieben rücksichtslos (wer je mit Drogenabhängigen gearbeitet hat, wird das leidvoll erfahren haben). Auch wenn wir für so viel Cleverness bisweilen den Ausdruck »Kreativität« gebrauchen, so ist fraglich, ob das, was wir uns hier auszudenken imstande sind, viel mit Kreativität zu tun hat. Die auf die Befriedigung von (Ersatz)Bedürfnisses ausgerichteten Suchbewegungen von Süchtigen sind vielleicht am schwierigsten wieder in Kreativität im Dienste ursprünglicher Bindungs- und Entwicklungsbedürfnisse zurückzuverwandeln.

Zwickmühlen
Ein verschlepptes Realisieren einer notwendigen Änderung oder inadäquate Versuche, sich anzupassen, können sich solange hinziehen, bis nichts mehr passt. Nun steckt man in der Zwickmühle, in der es keine einfachen Lösungen mehr gibt. Das Schicksal schleift einen nun auf den Knien, wohin man auch hätte aufrecht gehen können, wäre man nur rechtszeitig aufgebrochen. Hier sind Menschen hilfreich, die uns frühzeitig mit neuen Herausforderungen konfrontieren, uns Folgen vor Augen führen, wenn wir nicht rechtzeitig aufbrechen, die bereit sind, uns rechtzeitig in notwendige Krisen zu stürzen und uns mit unserer Schwerfälligkeit, unserer Bequemlichkeit und unserem Opportunismus zu konfrontieren. Berater und Weiterbildner sind gerne Krisenbegleiter, doch oft sind sie als Krisenauslöser noch nötiger, was nicht immer bequem und willkommen ist. Aber wer will sich schon Ärger machen und sich Wegweisung anmaßen? Ist ja auch anspruchsvoll, beides konstruktiv hinzukriegen.

Nicht selten werden auch in Unternehmen notwendige Anpassungen und Innovationen so lange verschleppt oder mit ungeeigneten Anstrengungen beantwortet, bis die Ressourcen so knapp sind, dass fraglich wird, ob sie für einen rettenden Sprung reichen. Die entscheidende Wende einzuleiten, wird dann immer schwerer, und oft hilft erst eine schwere Krise, die dann umso mehr von Verlusten und Schmerzen begleitet wird, je länger alles verzögert wurde. Nur die Bereitschaft zum Gesundschrumpfen würde dann genügend Ressourcen für Erneuerung freisetzen, doch wird dies oft nicht gewagt und man hofft, den notwendigen Preis doch nicht zahlen zu müssen. Ungebrochenes Wachstum gilt als unverzichtbar. Die Kosten kann man ja vielleicht auch anderen aufdrücken. Auch persönlich zögert man umso mehr, wenn Identität und Daseinssinn an äußere Formen und Erscheinung gebunden sind und nicht an Essenz und Kernkompetenz. Dann allerdings kann man in Kreisläufe des Dilemma-Zirkels geraten. Man taumelt zwischen den Stationen Ausblenden, Strampeln, Resignieren und Verzweifeln (Schmid & Jäger 1986) hin und her.

Paradoxien des Aufbruchs
Die Verschleppung von Innovationen kann ihren Ursprung in den Persönlichkeiten einzelner Akteure haben, doch sind es darüber hinaus auch die entstandenen Systemkulturgewohnheiten, die auch bei innovationsfreudigen neuen Akteuren einen Aufbruch schwer machen. Geordnete und hoffnungsvolle Ansätze wären dann zwar wünschenswert, doch paradoxerweise sind es bisweilen die »verrückten« Aktionen schwieriger Persönlichkeiten, die überhaupt erst wieder Bewegung in Organisationen bringen. Sie pflügen oft rücksichtslos durch bestehende Kulturen, richten Schäden an, lösen dabei aber auch viele Verkrustungen. Frei nach Faust sind sie »ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft«. Niemand will solche Leute gezielt in Position bringen, doch können sie eben auch schöpferische Strebungen freisetzen, wenn auch begleitet von viel Zerstörung. Sich nur hinter Empörung zu verschanzen, würde Einsichten in die oft grausamen Mechanismen der Evolution verbauen und vielleicht deren Chancen verspielen. Auch in weniger dramatischen Entwicklungen braucht man für die Aufbruchsphase in verkrusteten Organisationen ganz andere Persönlichkeitstypen als in Neuaufbau- und Konsolidierungsphasen. Sie haben unterschiedliche Funktionen in unterschiedlichen Phasen. Das Problem ist, dass die erstickenden Bewahrer wie auch die zerstörerischen Umpflüger nicht abtreten, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben, sondern sich weit über ihre Zeit hinweg an der Macht zu halten versuchen. Wenn möglich, sollte man sie rechtzeitig durch andere Persönlichkeiten ablösen, sonst verwalten die einen überkommene Systeme zu Tode und die anderen pflügen immer wieder um, so dass keine neuen Kulturen wachsen können.

Gute Gewohnheiten
Bislang wurden unreflektiert entstandene Gewohnheiten als Hemmnis für Kreativität und die daraus entstehenden Bedrängnisse als Quelle für Angst dargestellt. Doch manchmal dient kreativer Aktionismus auch als Ersatzhandlung für die weniger faszinierende alltägliche Pflege von Kulturen. So kann Suche auch zur Sucht nach Begeisterndem werden, Strohfeuer, die weithin Aufmerksamkeit wecken, aber nicht wärmen, und auf denen man nicht kochen, schmieden etc. kann. Kultur entscheidet sich im Alltag und gute Gewohnheiten helfen uns dabei. Sie sind bewusst gepflegt und immer wieder reflektiert stellen sie die Basis für Kreativität und Lebendigkeit dar. Und es braucht auch die Kräfte, die beliebige Kreativität zu Recht hemmen und ihr abverlangen, sich zu kanalisieren, sich zu richten, also eine Nachhaltigkeit zu erlangen, bevor zu ihren Gunsten bewährte Gewohnheiten aufgegeben werden.  

 

Literatur:
Hüther, G. (2016) Etwas mehr Hirn, bitte: Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen.
Hüther, G. (2001): Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hüther, G. (2004): Die Macht der inneren Bilder. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Schmid, B. (2008) mit Christiane Gérard: Intuition und Professionalität. Systemische Transaktionsanalyse in Beratung und Therapie. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.
Schmid, B., Jäger, K. (1986): Zwickmühlen. Oder: Wege aus dem Dilemma-Zirkel. Zeitschrift für Transaktionsanalyse 3 (1), 5-16. Schmid, B., Messmer, A. (2005): Systemische Personal-, Organisations- und Kulturentwicklung – Konzepte und Perspektiven. Köln: Edition Humanistische Psychologie.
Schmid, B., Varga von Kibéd, M. (2005): Verzweifeln – eine professionelle Kompetenz? Bernd Schmid und Matthias Varga von Kibéd im Gespräch. Veröffentlichungstitel: Mit Dilemmata einfach umgehen. LO – Lernende Organisation. Zeitschrift für systemisches Management und Organisation, 26, Juli/August 2005, 52-57.