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Ulrich Deupmann:
Die Macht der Kinder!

ISBN: 3100138104
Erscheinungsjahr: 2005
S. Fischer Verlag

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Mehr Kinder, mehr Wohlstand?
        


 
lle reden von den Alten, aber ohne Kinder geht gar nichts. Wir brauchen den radikalen Umbau des Landes ›zur Kinderrepublik Deutschland‹«, fordert der Journalist und Autor Ulrich Deupmann in seinem Buch Die Macht der Kinder.

Sein Plädoyer für eine bessere Familienpolitik begründet der Journalist - nach Stationen bei der Süddeutsche Zeitung und dem Spiegel ist er heute Leiter des Hauptstadtbüros der Bild am Sonntag – mit der demographischen Entwicklung: einzig und allein mehr Geburten könnten dem Missverhältnis von immer weniger jungen Menschen und der wachsenden Altenschar und dem damit verbundenen Wohlstandsverlust entgegenwirken.

Er zeichnet dramatische Konsequenzen der Kinderlosigkeit: da keine Kinder nachrücken, werden wir einen Fachkräftemangel erleben; die private Altersvorsorge vieler Menschen wird wackeln; viele Regionen Deutschlands werden veröden, weil die Jüngeren in die Ballungsgebiete ziehen, wo noch etwas Wohlstand zu holen ist.

Daraus entwickelt Deupmann zwei Argumente: Einerseits müssten die Rahmenbedingungen (Kinderbetreuung, finanzielle Förderung) für Familien verbessert werden, damit diese ihre Kinderwünsche verwirklichen können. Skandinavien kann hier als Vorbild dienen. Andererseits müssten Kinder aus bildungsfernen Familien besser unterstützt werden, um später als qualifizierte Arbeitskräfte eine Chance zu haben.

Zur Verwirklichung dieser Forderungen stellt der Autor einen »10-Punkte-Plan für die Kinderrepublik Deutschland« auf, der bis zum Jahr 2010 den Sozialstaat zugunsten der Kinder umbauen soll. Darin enthalten ist zum Beispiel die Forderung nach mehr Geld für junge Mütter und Alleinerziehende.

Die größte Stärke des Buches ist sicherlich, dass Deupmann bei einer Steigerung der Geburtenrate allein noch keine Entwarnung gibt. Mehr Kinder können nur dann den Wohlstand sichern, wenn sie auch eine optimale Ausbildung erhalten. Damit ist er der gegenwärtig oft gehörten Forderung nach einer Steigerung der Geburtenrate einen Schritt voraus.

Auch wenn das Cover des Buches einem sehr persönlich wirkenden Aufruf gleichkommt – »Macht Kinder!« schreit es dem Betrachter entgegen -, beschäftigt sich Ulrich Deupmann nicht mit der subjektiven Situation von jungen Frauen und Männern. Unterstellt wird, dass junge Menschen sich »nichts sehnlicher« wünschten, als eine Familie mit Kindern zu gründen. Von dieser Annahme ausgehend begnügt sich Deupmann dann mit der Diskussion der Rahmenbedingungen des Kinderkriegens.

Die Aufforderung »Macht Kinder!« richtet sich also an die Politik. Diese ist aufgerufen, eine aktive Bevölkerungspolitik zu betreiben. über den bitteren Nachgeschmack, der diesem Begriff seit dem Nationalsozialismus anhaftet, ist sich Deupmann im Klaren. In einem historischen Exkurs führt der Autor aus, dass moderne Bevölkerungs- und Familienpolitik jedoch nichts zu tun habe mit der Bevölkerungspolitik der Nazis, sondern sie müsse im Gegenteil ihre Lehren aus diesem finsteren Kapitel deutscher Geschichte ziehen.

In Deupmanns Modell bleibt leider wenig Platz für persönliche Entscheidungen. Nach Deupmanns Geschmack mischt sich der Staat zu wenig in den Bereich des Kinderkriegens ein. Die Entscheidung für oder gegen Kinder muss stärker ein politischer Akt sein als bisher. »Kinder sind nicht allein Privatsache. Sie sind auch ein öffentliches Gut.«

Da letztlich nur der statistische Durchschnitt zählt, ist durchaus auch eine Hausfrau denkbar, die ihre Kinderschar ohne Kindergarten aufziehen will. Genauso wie das kinderlose Paar denkbar ist. Schade, dass Deupmanns Vorschläge eher auf die Peitsche als auf das Zuckerbrot, auf Planwirtschaft als auf Marktwirtschaft vertrauen.