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Jeremy Rifkin:
Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft

ISBN: 3596169712
Erscheinungsjahr: 2005
Fischer Taschenbuch

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Feierabend für immer?
        


 
n Zeitungen und Nachrichtensendungen wird man regelrecht bombardiert von Meldungen über steigende Armut, die Perspektivlosigkeit der Menschen, höhere Kriminalitätsraten, wachsende Arbeitslosigkeit. Doch kaum jemals werden Verbindungen zwischen diesen Phänomenen hergestellt.

Der amerikanische Publizist und Politikberater Jeremy Rifkin zeichnet in seinem Buch Das Ende der Arbeit ein umfassendes Bild von unserer Zukunft und konstatiert, dass wir uns am Übergang zu einer neuen Phase der Menschheitsgeschichte befinden, die gekennzeichnet ist durch einen stetigen Rückgang von Arbeitsplätzen. Völlig zutreffend erkennt Rifkin diese »Dritte Industrielle Revolution« als das Ergebnis des technologischen Fortschritts, der sich als wahrer Jobkiller entpuppt. Während sich Regierungen auf die Globalisierung als Prügelknabe konzentrieren, so sprechen Zahlen eine klare Sprache. Die Anzahl der Jobs, die in Deutschland durch Verlagerung nach Osteuropa oder China verschwinden, ist verschwindend gering. Wahrscheinlich weil sich Roboter schlechter als Buhmann eignen als Chinesen oder Polen, hört man vom wahren Grund der Jobvernichtung von den Politikern kaum etwas.

Die Automatisierung und die moderne Informationstechnik machen die meisten Menschen überflüssig: Selbst die billigste menschliche Arbeitskraft ist teurer als die Maschine. Und dabei stellt Rifkin auch noch die bislang weithin unbestrittene Annahme infrage, dass Maschinen zwar Arbeitsplätze zerstören, dass sie im gleichen Zug aber auch neue schaffen. Das Ende der Arbeit steht direkt vor der Tür.

Weltweit zeigt sich dasselbe Bild: Die Produktion und die Produktivität steigen, aber die Zahl der Arbeitsplätze nimmt ab. Von 1982 bis 2002 stieg die amerikanische Stahlproduktion von 75 auf 102 Millionen Tonnen. Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Stahlarbeiter von 289 000 auf 74 000 ab. In den 20 größten Volkswirtschaften der Erde sind zwischen 1995 und 2002 mehr als 30 Millionen Arbeitsplätze abgebaut worden. Ein Großteil des Buches ist Zahlen und Fakten aus der ganzen Welt gewidmet, die belegen, wie die Beschäftigung in den traditionellen Schlüsselsektoren von Volkswirtschaften zurückgeht und dass diese Entwicklung kaum durch das Entstehen neuer Jobs aufgehalten wird.

Aber nicht nur im Industriesektor gehen Arbeitsplätze verloren. Auch im Dienstleistungssektor, auf den sich in der ausgehenden Industriegesellschaft alle Hoffnungen richteten, zur neuen Jobmaschine zu werden, gehen durch Automatisierung mehr und mehr Arbeitsplätze verloren. Während in der Vergangenheit immer neue Sektoren imstande waren, Arbeitslose aufzunehmen, sobald neue Technologien Arbeitsplätze überflüssig machten, findet heute in allen drei Sektoren der Wirtschaft – Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen – Produktivitätssteigerung durch Automatisierung statt und führt dazu, dass immer mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden. Der neu entstehende Wissenssektor wird nur eine kleine Elite gut ausgebildeter Wissenschafter, Computerspezialisten, Berater, Unternehmer etc. aufnehmen können.

Rifkin sieht keine Möglichkeit, den Trend der Automatisierung und technischen Fortentwicklung, der ultimativ zum »Ende der Arbeit« führt, zu stoppen. Für Rifkin steht fest, dass Menschen in Zukunft immer weniger Zeit am (Erwerbs-)Arbeitsplatz verbringen und über immer mehr freie Zeit verfügen werden. Es stellt sich lediglich die Frage, ob diese »Frei-Zeit« durch unfreiwillige Teilzeitarbeit, Entlassung oder Arbeitslosigkeit erzwungen sein wird oder ob sie aus der Verteilung der Produktivitätszuwächse resultiert und mit kürzerer Arbeitszeit und höherem Einkommen einhergehen wird. Dies ist der Scheideweg, vor dem die Gesellschaft steht.

Rifkin präsentiert in seinem Buch eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten, um den Übergang zur neuen Ära zu erleichtern und die zukünftige Situation, in der nicht mehr ausreichend Arbeit für alle vorhanden sein wird, zu meistern. Seine Vorschläge reichen von einer verkürzten Arbeitswoche über ein garantiertes Einkommen bis hin zu einem veränderten Steuersystem, das die Arbeit im Nonprofitsektor erleichtern soll. In der Arbeit jenseits der Erwerbsarbeit scheint für Rifkin die größte Zukunft der Arbeit zu liegen. Ein solcher »dritter Sektor« – gemeint sind hier Aktivitäten von der Sozialarbeit über die Wissenschaft, Kunst, Religion bis hin zum Sport – könnte zu einer sehr viel versprechenden Beschäftigungsalternative neben dem privaten Sektor (»erster Sektor«) und dem Staat (»zweiter Sektor«) werden.

Mit seinem Buch hat Rifkin die Debatte um die Zukunft der Arbeitsgesellschaft wesentlich beeinflusst. Und Jeremy Rifkin ist keinesfalls Pessimist. In seinem Buch malt er zwei Alternativen für unsere Zukunft: Die eine ist eine Welt mit Massenarmut und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich Menschen, frei von Arbeit, individuell entfalten können. Das Ende der Arbeit muss keineswegs den Weltuntergang bedeuten, ganz im Gegenteil: für Rifkin wäre es ein großer Sprung vorwärts – wenn wir ihn denn wagen.