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Eva Senghaas-Knobloch:
Wohin driftet die Arbeitswelt?

ISBN: 3531158600
Erscheinungsjahr: 2008
Vs Verlag

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Schöne neue Arbeitswelt?
        


 
ass der Arbeit im menschlichen Dasein eine grundlegende Bedeutung zukommt, darüber scheint seit jeher Einigkeit zu bestehen. Verändert hat sich im Laufe ihrer Entwicklung jedoch, welche Tätigkeiten als Arbeit bezeichnet werden, welche Formen sie annehmen kann und welche Wertschätzung sie erfährt, ihre Regulierung und die Orte, an denen sie verrichtet wird. Seit Adam Smith entdeckte, dass Wohlstand durch Arbeitsteilung und Technik vermehrt werden kann, ist es die Erwerbsarbeit, also die in den gesellschaftlichen Austausch einbezogene Arbeit, auf die alle Aufmerksamkeit gerichtet ist.

Die Welt der Erwerbsarbeit verändert sich durch verschiedene wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Einflüsse massiv. Dienstleistungen gewinnen an Bedeutung, der Gegenstandsbezug von Arbeitstätigkeiten tritt hinter ihren Prozesscharakter zurück. Die postfordistische Arbeitswelt zeichnet sich durch eine extreme Polarisierung aus: stumpfe Arbeiten existieren neben kreativen Tätigkeiten, Unterforderung neben Überforderung und Stress, Berufsbewusstsein neben Jobmentalität.

Zudem ist eine Vermarktlichung aller Lebensbereiche zu beobachten. In Unternehmen macht sich diese Tendenz durch neue Managementsysteme und Organisationskonzepte bemerkbar, die von allen Mitarbeitern Kreativität, Mitdenken und die Übernahme von erfolgsbezogener Verantwortung erwarten. Wurde beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft auf die Trennung von planenden und ausführenden Tätigkeiten Wert gelegt, setzt man heute auf ihre Zusammenführung. Diese neuen Unsicherheiten und Entscheidungsspielräume werfen schwierige Probleme für den Einzelnen, aber auch für Unternehmen auf und verändern entscheidend die unausgesprochenen Erwartungen, die Beschäftigte und Unternehmensleitung aneinander richten. Kein Arbeitsvertrag kann dieses unbestimmbare Maß der Verausgabung von Arbeitsvermögen bestimmen.

Die Vielfalt von Anforderungen, Arbeitsbedingungen und Interessenlagen nimmt zu. Die Basis für Loyalität und solidarisches Handeln verändert sich mit der Entstandardisierung von Lebensläufen, der höheren Mobilität und der Zunahme kultureller Vielfalt. Weitere gesellschaftliche Umwälzungen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Erwerbsarbeitswelt haben sind die Alterung der Gesellschaft sowie die sich verändernden Geschlechterverhältnisse.

Eva Senghaas-Knobloch schildert in Wohin driftet die Arbeitswelt? ausführlich die Veränderungen des Arbeitslebens der letzten Jahrzehnte, indem sie theoretische Überlegungen mit empirischen Analysen verknüpft. Sie bleibt dabei nicht an dem Punkt stehen, die großen Veränderungen aufzuzeigen, sondern diskutiert die damit verbundenen Anforderungen für die Lebensplanung der Einzelnen.

Neben der Schilderung der veränderten Welt der Erwerbsarbeit geht die Professorin für Arbeitswissenschaft an der Universität Bremen im zweiten Teil des Buches der Frage nach, welche Bedeutung Subjektivität und Sozialität angesichts der veränderten Rahmenbedingungen haben. Inwiefern erlaubt es die moderne Arbeitswelt ihren Beschäftigten, im Arbeitsalltag ihre persönlichen Bedürfnisse und Sinnansprüche mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Einklang zu bringen? Wie spielen die formalen und informellen Seiten der betrieblichen Kooperation und Kommunikation zusammen? Die Zielsetzungen von Individuen und Organisationen werden nur dann zusammenpassen, wenn das Management die nichtverfügbaren individuellen Anteile der Einzelnen bei der Ausgestaltung ihrer Arbeitsrolle anerkennen und wenn diese eine entsprechende Rollendistanz bewahren können. Gelingt dies nicht, sind nur allzu bekannte Leidensgeschichten wie Burn-out-Syndrom, Selbstentfremdung oder Zynismus die Folge.

Das Buch schließt ab mit der Darstellung, wie sich die gestaltungsorientierte Arbeitsforschung methodisch auf ihren Gegenstand einlassen sollte.

Wohin driftet die Arbeitswelt? richtet sich vorrangig an SoziologInnen; angesichts der immensen Umwälzungen auf dem Feld der Arbeit und weil dieses Thema wirklich jeden berührt, ist das Buch auch für alle jene lesenswert, sie sich für sozialpolitische Themen interessieren.