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Thomas L. Friedman:
Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert

ISBN: 3518420585
Erscheinungsjahr: 2009
Suhrkamp

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ich immer wieder neu zu erfinden ist die große amerikanische Tugend. Das meint Thomas L. Friedman in seinem Buch Was zu tun ist. Und diese Tugend ist es, die eine globale Energiewende herbeiführen kann, denn: »We need 100 000 people in 100 000 garages trying 100 000 things – in the hope that five of them break through.« Wenn also nur genügend Menschen in ihren Garagen ausreichend genug Dinge ausprobieren, wird am Ende etwas Brauchbares dabei herauskommen. Der New York Times-Kolumnist, Bestsellerautor und dreifache Pulitzer-Preisträger zeichnet zunächst ein Schreckensszenario: Die Erde steht am Abgrund. Gerade die Amerikaner haben sich mit ihrem ungehemmten Energieverbrauch als große Energiesünder erwiesen und einiges versäumt beim Klimaschutz. Aber es ist ebenso Amerika, das den Planeten retten kann, ist sich Friedman sicher.

Friedman ist bekannt als Verfechter liberaler Ideen und auch in Was zu tun ist zeigt sich wieder sein tiefer Glauben an den Markt: Die »grüne Revolution« werde nur dann in Gang kommen, wenn ausreichend Innovationskräfte entfesselt werden, was nur der Markt zustande bringt. Nicht durch Vorschriften werden wir den Klimawandel abwehren, sondern einzig und allein durch Innovationen. Die Innovationsfähigkeit freilich benötigt klare Regeln. Und diese vorzugeben, hier ist der Staat gefordert. Auf dieser Basis dann müsse sich ein Markt für saubere Energie entwickeln, der einerseits die globale Energiewende bringt und anderseits Amerika den Spitzenplatz in der Weltwirtschaft sichert. Denn Friedman geht davon aus, dass nur jene Länder in der zukünftigen Weltwirtschaft vorne mit dabei sein werden, die saubere Formen der Energiegewinnung erfinden und am effektivsten nutzen. Genauso wie der Kampf gegen »Rot« (Kommunismus) die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat, wird die Auseinandersetzung um »Grün« das frühe 21. Jahrhundert bestimmen.

Was zu tun ist knüpft an Thomas L. Friedmans Bestseller Die Welt ist flach aus dem Jahr 2006 an. Darin beschrieb er die zunehmenden Teilhabemöglichkeiten an der Weltwirtschaft: Durch Computer und Internet findet eine starke Vernetzung statt, die zunehmend Unterschiede der Herkunft und Kultur verringert und die Unterschiede der Ausgangslage verwischt. Wenn allerdings jeder gegen jeden weltweit in Wettbewerb treten kann, nehmen nicht nur die Chancen zu, auch entbrennt ein knallharter Wettlauf um Wohlstand, bei dem auch einige auf der Strecke bleiben werden. Was zu tun ist erweitert dieses Erklärungsmodell der modernen Welt um die miteinander verknüpften Dimensionen der wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels. Die wachsende Erdbevölkerung lässt Bedürfnisse anschwellen und die zunehmende Teilhabe an der globalen Ökonomie steigert die Möglichkeiten, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn aber ein aufstrebender Mittelstand etwa in China und Indien einen westlichen Lebensstil kopiert, erhöht das den Druck auf Energie- und Rohstoffressourcen sowie den Klimawandel. Dies, so Friedman, ist nicht ewig aufrechtzuerhalten.

Von der »grünen Revolution« sind wir derzeit noch meilenweit entfernt: Die derzeitigen Bemühungen, den Weg zur grünen Revolution zu bahnen, sind nicht nur unzulänglich, sondern treten vereinzelt und zufällig auf. Es gibt zwar unzählige kleine Bemühungen – etwa Sonnenkollektoren auf Hausdächern oder Hybridautos –, aber das Problem des Klimawandels hat eine solche Dimension erreicht, dass die vereinzelten Aktionen nicht mehr ausreichen werden. Um dieses Riesenproblem in den Griff zu bekommen, wird eine koordinierte, von oben nach unten verlaufende Vorgehensweise benötigt: vom Weißen Haus zu den Unternehmen und Konsumenten. Die Aufgabe ist so groß, dass Friedman einzig die Vereinigten Staaten von Amerika für geeignet hält, sie zu bewältigen. Ohne Amerika, so ist Friedman überzeugt, wird die grüne Revolution nicht zustande kommen.

Erfrischend an Friedmans Buch ist, dass der Versuch der Weltrettung einmal nicht alleinig durch den von Gutmenschen immer wieder propagierten massenhaften Verzicht unternommen wird. Aus Friedmans Sicht müssen sich Unternehmer und Innovatoren an die Weltrettung machen, am besten amerikanische. Es ist nicht zu übersehen: Dies ist ein Buch eines Amerikaners für Amerikaner. Wer sich als Europäer davon nicht abhalten lässt, dem hat das Buch zweifellos einiges zu bieten: Friedmans Vorschläge sind gründlich recherchiert und stützen sich sowohl auf eine breite Kenntnis aktueller Forschung als auch auf Gespräche mit Wissenschaftlern, Politikern, Unternehmern und Vertretern von NGOs.