Home         Autoren         Newsletter         Kontakt         Impressum

 

Jan Fuhse, Christian Stegbauer (Hrsg.):
Kultur und mediale Kommunikation in sozialen Netzwerken

ISBN: 9783531170411
Erscheinungsjahr: 2011
Vs Verlag

Wollen Sie dieses Buch kaufen? Klicken Sie hier!

Folgendes könnte Sie auch interessieren:

  Unter Verdummungsverdacht

Kultur und Technik
        


 
ie auf Kommunikationstechnologien aufbauenden sozialen Interaktionen machen einen immer bedeutsameren Teil unserer Gesellschaft aus. Dabei hat die Einführung neuer Kommunikationstechnologien – von der Schrift über den Buchdruck bis zum Fernsehen – stets Ängste vor den Folgen für Gesellschaft und den Einzelnen mit sich gebracht. Immer aber haben sich diese Ängste als übersteigert herausgestellt, die Umwälzungen waren schließlich nie so negativ wie sie zuvor als Teufel an die Wand gemalt wurden. Auch die in letzter Zeit sich in Windeseile verbreitenden neuen Technologien wie Internet und Mobiltelefon werden neue kulturelle Formen und neue Muster des sozialen Umgangs ausbilden.

Dem Wechselverhältnis zwischen sozialen Netzwerken und Kommunikationsmedien und dem daraus entstehenden Kulturwandel gehen die beiden Soziologen Jan Fuhse und Christian Stegbauer in dem von ihnen herausgegebenen Band Kultur und mediale Kommunikation in sozialen Netzwerken auf die Spur. Die Art und Weise, wie wir im Internet und mobil kommunizieren, verändert unsere sozialen Netzwerke: Beziehungen bleiben bestehen, die ansonsten längst abgerissen wären und neue Beziehungen werden geknüpft. Durch diese Wechselwirkung zwischen Medien und Netzwerken verändern sich mit dem Wandel von Medien auch die in ihnen verankerten kulturellen Bestände.

Mit der fortschreitenden Durchdringung von Kultur und Gesellschaft mit technischen Medien gewinnen andere Arten von Gemeinschaften an Relevanz, die jenseits der herkömmlichen Begegnung von Angesicht zu Angesicht bestehen. Heute bilden sich immer stärker »Kommunikationsnetzwerke« wie beispielsweise Internet-Gemeinschaften heraus, die ortsübergreifend bestehen. Demzufolge muss man heute zwischen solchen Kommunikationsnetzwerken, bei denen die Kontexte in der Kommunikation selbst hergestellt werden müssen, und Sozialnetzwerken unterscheiden. Welche kulturellen Formen ergeben sich nun, wenn soziale Netzwerke der Face-to-face-Interaktion immer mehr durch mediatisierte Kommunikation ergänzt werden?

In einem Beitrag von Christian Stegbauer wird die Entstehung von Kultur in Netzwerken am Beispiel von Wikipedia diskutiert. Gezeigt wird, wie unter ständiger Auseinandersetzung zwischen den Teilnehmern ein relativ einheitliches Bild entsteht, und zwar bezogen sowohl auf die eigene Position der Akteure als auch auf das Verhältnis zu anderen Positionen.

Wenn sich die Kommunikation in den Medien neu ordnet, so bleibt dies nicht ohne Folgen für die unterschiedlichen Facetten unseres Lebens. Dementsprechend beleuchten die Beiträge des Bandes die verschiedensten Aspekte. Florian Schulz widmet sich etwa dem digitalen Heiratsmarkt und geht der Frage nach, wer mit wem beim Onlinedating in Kontakt kommt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Partnerwahl im Internet nach dem Prinzip »Gleich und gleich gesellt sich gerne« vor sich geht, sich also nicht wesentlich vom analogen Alltag unterscheidet. Weitere Beiträge widmen sich virtuellen Spielwelten, gehen auf Formen der Selbstpräsentation auf Sozialen Netzwerkseiten ein und beleuchten das Phänomen der Suche nach Nestwärme im Social Web. Die letzten beiden Artikel diskutieren die Bedeutung der Medienkommunikation in persönlichen Interaktionsnetzwerken. Erwähnenswert ist hier speziell der Beitrag von Iren Schulz, der die Rolle der Mobiltelefonie für die sozialen Netzwerke Jugendlicher untersucht und zeigt, wie Kommunikationstechnologien eine Bedeutung erlangen können, die über ihre bloße Werkzeugfunktion hinausgeht: eigene kulturelle Muster hinsichtlich der Organisation von Freizeit und der gegenseitigen Wahrnehmung verbinden sich mit dem technischen Artefakt.

Die in dem Band enthaltene Auswahl von Artikeln gibt einen aufschlussreichen Einblick in die Frage, wie Technik unser Leben verändert, indem sie eine Verbindung mit den sozialen Netzwerken eingeht, in denen kulturelle Muster nicht nur weitergegeben, sondern auch dort entwickelt werden. Für alle an Medien- und Kommunikationswissenschaft Interessierten bietet das Buch einen interessanten Einstieg die Fragen rund um die Zusammenhänge zwischen Kultur, medialer Kommunikation und sozialen Netzwerken.