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Andreas Tönnesmann:
Monopoly. Das Spiel, die Stadt und das Glück

ISBN: 3803151813
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag Klaus Wagenbach

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Kapitalismus spielen
        


 
illionenfach verkauft, in 43 verschiedenen Länderausgaben, ist das Monopoly-Spiel eine wahre Erfolgsgeschichte. Generationen von Kindern und Erwachsenen übten sich im Kapitalismus auf dem Spielbrett. Der Kunsthistoriker Andreas Tönnesmann begibt sich auf eine Reise zu den Anfängen des Bestsellers, zeichnet seinen globalen Siegeszug nach und zeigt, dass sich in Monopoly widersprüchliche ökonomische Denkansätze zu einer einzigartigen Utopie verbinden: Privateigentum trifft auf Preiskontrolle, staatliche Alimentierung steht neben freier Konkurrenz. Aber auch ist Monopoly das Abbild einer Idealstadt. Tönnesmann stellt einen Bezug her zwischen dem quadratischen Spielbrett und den Ideen von Thomas Morus, Albrecht Dürer oder Frank Lloyd Wright.

Der Ursprung des Spiels geht wohl auf 1904 zurück als die Quäkerin Mary Magie Philips das Spiel erfand. Ihr »Landlord’s Game« fand aber kaum Beachtung. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Spiel ständig weiterentwickelt, jedoch ohne von einem größeren Publikum wahrgenommen zu werden, geschweige denn kommerzielle Erfolge zu feiern. Das Spiel hatte also viele Mütter und Väter, aber zum Erfolg wurde es erst als sich Charles Darrow, ein Heizungsbauer und Installateur aus Germantown, Pennsylvania, bei seinen Ideengebern bediente und das Spiel so marktgängig gestaltete, dass ihm der renommierte Spielehersteller Parker Brothers die Rechte abkaufte. So erzählt Andreas Tönnesmann die Geschichte von Monopoly auch als Geschichte eines Plagiats.

Darrows Urversion liegt eine fiktive Stadt mit den Straßennamen von Atlantic City zugrunde, auch die bis zu heutigen Ausgaben erhaltenen Bahnhöfe, das Wasser- und E-Werk und natürlich das Gefängnis gab es schon. Tönnesmann knüpft interessante Verbindungen zwischen dem Spiel und den damaligen politischen Zuständen: Es war die Zeit von Franklin D. Roosevelts New Deal, in der ganz unamerikanisch als Maßnahme gegen die Große Depression die Infrastruktur staatlich gefördert wurde. In Monopoly aber sind Verkehr und Energie dem Privatbesitz frei zugänglich.

Monopoly kann als zwar vereinfachte, aber dennoch konsequente Übertragung kapitalistischer Prinzipien in die Spielform gelten. Unternehmerisches Verhalten wird belohnt, der Sparer und Bewahrer wird bestenfalls geduldet, der Konsument bestraft, wie Tönnesmann schreibt. Weil das Spiel immer wieder auch zu erzieherischen Zwecken genutzt wurde, war das Spiel in kommunistischen Staaten verboten, in China ist es erst seit 2001 zugelassen.

Tönnesmanns spezieller Blick gilt durch das gesamte Buch hinweg aber stets Monopoly als idealer Stadt – das Spielbrett wird als Stadtplan interpretiert. Auch wenn Schulen, Kirchen, Theater oder Schwimmbäder fehlen, wenn in der Monopoly-Stadt nicht gearbeitet wird und auch sonst jede Menge Parallelen zu einer »echten« Stadt fehlen, so sind seine Ausflüge in die Geschichte der Idealstadt durchaus lesenswert.