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Wolfgang Kersting:
Wie gerecht ist der Markt? Ethische Perspektiven der sozialen Marktwirtschaft

ISBN: 3867741832
Erscheinungsjahr: 2012
Murmann Verlag

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Zwischen wildem und zentral gelenktem Markt
        


 
er emeritierte Philosophieprofessor Wolfgang Kersting unternimmt den schwierigen Versuch, dem Verhältnis zwischen Gerechtigkeit und Markt auf den Grund zu gehen. Im Gegensatz zu vielen anderen derzeit erscheinenden Büchern ist der Inhalt von Kerstings Buch Wie gerecht ist der Markt? nicht vorrangig die Kritik am herrschenden System, auch macht sich Kersting nicht auf die Suche nach alternativen Formen des Wirtschaftens. Vielmehr argumentiert er innerhalb der Grenzen unserer Wirtschaftsordnung. Es geht dem Autor um die Beschreibung von Gerechtigkeitsmodellen in der sozialen Marktwirtschaft, um eine Klärung der Begriffe Gerechtigkeit und Sozialstaat.

Der Begriff der sozialen Gerechtigkeit wird heute andauernd von allen möglichen Seiten bemüht. Allzu oft wird das Schlagwort benutzt, um die eigene Position unanfechtbar zu machen, ohne aber zu erklären, was denn nun exakt gemeint ist. Jeder beansprucht seine eigene Interpretation der sozialen Gerechtigkeit. Vor dem Hintergrund dieser Unklarheit macht es sich der Autor zur Aufgabe, die unterschiedlichen Konzeptionen vorzustellen und zu überprüfen – das Buch versteht sich als eine Art »Gerechtigkeits-TÜV«, der Gradmesser sein soll, inwiefern »diese Konzeptionen verkehrstüchtig oder verkehrsuntauglich sind«. Und auch um der von Parteien, Kirchen und Verbänden betriebenen »inflationären Gerechtigkeitsrede« etwas entgegenzusetzen.

Der erste Teil des Buches verschafft einen Überblick über die Ideen ökonomischer Vordenker und ihren Weg zur sozialen Marktwirtschaft. Angefangen bei Bernard Mandevilles Bienenfabel und Adam Smiths »unsichtbarer Hand des Marktes« über Walter Euckens Ordoliberalismus bis hin zu Müller-Armacks Konzept der sozialen Marktwirtschaft analysiert Wolfgang Kersting die Ideengeschichte.

Auf Basis der ökonomischen Klassiker macht sich Kersting dann im zweiten Teil auf einen »dritten Weg« zwischen Planwirtschaft und Wirtschaftsliberalismus, der zu Freiheitsmehrung und Chancengleichheit führen soll. Zunächst stellt er die beiden Konzepte der Verteilungs- und der Chancengerechtigkeit gegenüber. Wenngleich Kersting anerkennt, dass einige »bei der Lotterie der Natur das große Los gezogen«, während der andere »eine Niete erwischt« hat, spricht sich der Autor gegen einen »individuensensiblen Schicksalsausgleich« durch den Staat aus. Vehement wendet sich Kersting gegen jeden Egalitarismus. Vielmehr sieht Kersting die Aufgabe der sozialen Gerechtigkeit in der »Sicherung der Möglichkeiten [...], die Fähigkeiten des Einzelnen zu entwickeln«. Wie auch schon in früheren Büchern wendet sich Kersting gegen den sich seiner Meinung nach ständig ausweitenden Sozialstaat, in dem das »wohlfahrtsstaatliche Füllhorn benevolenter Transferzahlungen« in eine völlig falsche Richtung führt. Anstatt versorgend muss ein gerechter Sozialstaat für Kersting freiheitsdienlich, aktivierend und befähigend sein.

Auch wenn Kerstings Buch schwere Kost ist, zahlt sich die Lektüre aus: Denn es ist höchste Zeit für eine neue, erhellende Position in der so emotionalen und polarisierenden Debatte.