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Alexander Pschera:
800 Millionen. Apologie der sozialen Medien

ISBN: 388221578X
Erscheinungsjahr: 2011
Matthes & Seitz Berlin

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Vorschule der Kommunikation
        


 
acebook, Twitter & Co. haben das Internet im Sturm erobert. Die sozialen Medien gestalten die Art und Weise unserer Kommunikation um und wandeln sich zur zentralen Plattform, auf der sämtliche digitale Kommunikation zusammenfließt. 800 Millionen Mitglieder zählt das soziale Netzwerk Facebook, mehr als beinahe jedes Land der Erde: nur China und Indien sind größer. Die Menge der sich in diesem Netzwerk sammelnden Menschen ist schier unvorstellbar – hat jemals in der Menschheitsgeschichte eine Unternehmung mehr Menschen erreicht?

800 Millionen ist auch der Titel eines Essays von Alexander Pschera, in dem er dem Phänomen der sozialen Medien auf die Spur geht, die mehr und mehr unsere Wirklichkeit bestimmen. Kaum ein Tag vergeht, an dem die herkömmlichen Medien nicht über das Wesen der neuen sozialen Medien und deren Relevanz für unsere Zukunft reflektieren – zumeist in einem skeptischen und kulturkritischen Ton. Für Pschera stellt sich die Frage der Relevanz jedoch nicht: Soziale Medien sind nicht mehr wegzudenken und gehören zu unserem Alltag untrennbar und unwiderruflich dazu!

»Die Ankunft ganz großer Zahlen ist immer ein Menetekel«, so Alexander Pschera. Gigantische Börsenwerte, die unglaubliche Anzahl der Mitglieder der Netzwerke, die Fülle der von Suchmaschinen jeden Tag bewältigten Anfragen – all dies sind für den Autor »Zeichen von Veränderung, ja von Gefährdung«. Beginnen große Zahlen in unserem Alltagsleben eine Rolle zu spielen, so deutet dies auf einen Paradigmenwechsel hin. Können die sozialen Medien tatsächlich in eine Reihe mit anderen großen Umbrüchen wie der Erfindung des Buchdrucks oder der Geburt des Internets gestellt werden? Für Alexander Pschera steht fest: Soziale Medien können nicht als Mode abgetan werden, sie weisen in die Zukunft.

Das Netz ist Teil von uns. Erst durch die Nutzung durch die User und deren Inhalte bleiben die sozialen Medien am Leben. »Wenn wir das Ohr ans Netz legen, hören wir uns selbst.« Daher stehen wir dem sozialen Netz nicht gegenüber, sondern es ist ein Raum, der sich einzig durch unsere Aktivität formt und ausdehnt. Was die sozialen Medien beherrscht, ist eine Logik der Versprachlichung: Alles, was ausgesprochen werden könne, wird ausgesprochen. Damit ist das soziale Netz ein System der sozialen Unordnung, diskontinuierlich, unverbindlich und momentbezogen. »Die Bewegung der Netzkommunikation ist ein stetes Sagen, Weiter-Sagen, Kommentieren, Anfügen. Alles ist hier verflüssigt, nichts verhärtet sich zum Dokument.« Alles beginnt immer wieder von neuem, nichts schließt an anderes an. Für Pschera sind Äußerungen in den sozialen Medien stets Ausdruck des Augenblicks, das Selbst-Mitteilen auf Facebook erfolgt nicht im Hinblick auf das Kollektiv, sondern genügt sich selbst.

Mit seinem Essay weist sich Alexander Pschera ganz eindeutig als Kulturoptimist aus: In seinem Text verteidigt er die sozialen Medien als Bereicherung der Kommunikation. Technisch gesehen mag das soziale Netz etwas Neues sein, Pschera geht es in 800 Millionen aber um etwas komplett anderes: die Idee des Sozialen dieser Medien ist seit jeher mit unserer Kultur verwoben und in diesem Sinne zeichnet er eine positive Utopie, in der es »nicht um das Sammeln und Archivieren und Besitzen geht, sondern – immer wieder und immer nur – um jeden neuen Augenblick«.