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Jorgen Randers:
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome

ISBN: 3865813984
Erscheinungsjahr: 2012
Oekom

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Was wird die Zukunft bringen?
        


 
aum ein Tag vergeht ohne Hiobsbotschaften: Sturmfluten, Überschwemmungen, Hungersnöte, Rekordarbeitslosigkeit, Finanzkrise. Die globale Gesellschaft steckt in der Krise und kämpft mit allerlei ökologischen und sozialen Problemen. Schon 1972, als der Club of Rome seinen weltberühmt gewordenen Report Die Grenzen des Wachstums publizierte, sprach die Organisation eine unmissverständliche Warnung aus: Falls die Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen auf dem gewohnten Niveau verharrt, werde die Menschheit irgendwann zwischen 2000 und 2100 die Grenzen des Wachstums auf der Erde erreichen. Das Erreichen der Wachstumsgrenzen kam einem Zusammenbruchs-Szenario gleich: Die Umwelt würde irreparabel zerstört und die Rohstoffe weitgehend verbraucht, ändert man nicht die Wachstumsvoraussetzungen so, dass ein ökologischer und wirtschaftlicher Gleichgewichtszustand entsteht, der auch in Zukunft aufrechtzuerhalten sei. Doch die Zeit eile: Je eher die Menschheit sich dazu entschlösse und damit beginne, dieses Gleichgewicht herbeizuführen, desto besser stünden die Chancen, diesen auch zu erreichen, so der Club of Rome im Jahre 1972.

Vier Jahrzehnte nach Erscheinen von Die Grenzen des Wachstums offeriert ein damaliger Mitarbeiter der Studie, Jorgen Randers, einen neuen Blick auf die mögliche Zukunft der Welt. In 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome stellt der Professor für Klimastrategie an der BI Norwegian Business School Prognosen für die kommenden 40 Jahre an. Die Herausforderungen werden nicht eben kleiner: Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wird die Weltbevölkerung noch einmal kräftig wachsen, damit einher geht ein entsprechender Bedarf an Energie, Land, Wasser und Nahrung. Der durch die Menschheit hinterlassende Fußabdruck wird durch diese Entwicklungen nochmals größer. Der Übergang zur Nachhaltigkeit in den kommenden 40 Jahren wird nach Jorgen Randers ganz wesentlich davon beeinflusst, wie die Menschheit mit fünf zentralen Problemfeldern umgeht: Werden der Kapitalismus, das Wirtschaftswachstum, die »langsame« Demokratie, die Eintracht zwischen den Generationen und die Stabilität des Klimas enden?

Randers schreibt dem Kapitalismus große Erfolge zu bei der Schaffung von Wohlstand und er erwartet auch für die Zukunft nicht, dass der Kapitalismus enden wird. Weil der kapitalistische Verteilungsmechanismus in der Vergangenheit zwar den gesellschaftlichen Kuchen anwachsen ließ, aber ein unkontrollierter Kapitalismus auf der anderen Seite auch zu einer Konzentration des Reichtums in immer weniger Händen geführt hat, wird der Kapitalismus in seiner jetzigen Form nicht überall auf der Welt überleben. Auch das Wirtschaftswachstum wird nicht aufhören, aber es wird sich verlangsamen. Dabei erwartet Randers keine Lösungen durch Konsumverzicht, sondern eher durch technische Innovationen: Der ökologische Fußabdruck wird kleiner etwa durch Elektroautos, besser isolierte Wohnungen oder Getreide, das mit weniger Dünger und Wasser auskommt. Und weil es höchste Zeit ist, solche Aktionen zu setzen, hält er die demokratischen Entscheidungsprozesse für zu langsam, um zum Erfolg zu führen. Damit sich die Welt rascher bewegen kann, sieht er einen Bruch mit traditionellen Ansätzen. Generationengerechtigkeit bleibt eine Wunschvorstellung, aber die Frage wird sein, ob die jüngere Generation die Lasten, die ihr von der älteren Generation aufgebürdet werden, gelassen akzeptieren wird oder ob es zu einem aggressiven, lähmenden Konflikt zwischen Jung und Alt kommen wird. Der Klimawandel wird bis 2052 zwar negative, aber keine katastrophalen Auswirkungen haben, weil die Emissionsminderungen gut voranschreiten, erwartet Randers. Die größte Sorge besteht in einem sich selbst verstärkenden Klimawandel, der nach 2052 mit weiteren Temperaturanstiegen beängstigende Auswirkungen haben wird.

Jorgen Randers lässt eine Vielzahl von Experten zu Wort kommen, die jeweils in kurzen Essays schildern, was sich in den nächsten 40 Jahren auf ihrem jeweiligen Forschungsgebiet tun wird. Dadurch erhält der Leser Expertenwissen aus erster Hand. Die Essays stehen aber nicht zusammenhanglos nebeneinander, weil Jorgen Randers die Texte in einer Mischung aus Kritik und Interpretation einordnet. Randers ist kein Schwarzseher. Sein Report gibt ausreichend Hoffnung, dass die Menschheit das Ruder noch herumreißen kann. Aber er lässt auch keine Zweifel daran, dass wir die längste Zeit auf eine Art und Weise gelebt haben, die nicht aufrechterhalten werden kann. Die Menschheit hat den Bogen überspannt. 2052 leistet wertvolle Anstöße für das Nachdenken über die Zukunft. Randers kommt durch seine Kombination aus Daten, Szenarien, wissenschaftlichen Erkenntnissen und einem Verständnis der Institutionen und Systeme zu Ergebnissen, die ausreichend Gründe liefern, die Debatte über eine grundsätzliche Kehrtwende endlich ernsthaft zu beginnen.