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David Weinberger:
Too Big to Know. Das Wissen neu denken, denn Fakten sind keine Fakten mehr, die Experten sitzen überall und die schlaueste Person im Raum ist der Raum

ISBN: 3456852355
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag Hans Huber

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Wissen neu denken
        


 
avid Weinberger ist einer der klügsten Denker und Autoren zum Thema Internet. Schon mit seinen Büchern Small Pieces Loosely Joined (2002) und Everything is Miscellaneous (2007) hat er einen intelligenten Blick auf das Netz geworfen und erläutert, wie es menschliche Beziehungen und Kommunikation sowie die Gesellschaft als Ganzes verändert. Bekannt geworden ist Weinberger als Mitautor des Cluetrain-Manifests, das 95 Thesen über das Verhältnis von Unternehmen zu ihren Kunden im Zeitalter des Internets versammelt. In seinem neuesten Buch Too Big to Know erklärt er nun, wie Wissen selbst und unser Umgang damit sich im Internetzeitalter wandeln. Was bedeutet es noch, etwas zu wissen, wenn das Wissen der Welt stets nur einen Mausklick entfernt liegt und die Fähigkeit, Gehör zu finden nicht länger an Befähigungsnachweise oder anerkannte Fachkenntnisse gekoppelt ist?

Weinberger ist weit davon entfernt, durch das Internet den Anbruch eines Zeitalters zu sehen, in dem Aufmerksamkeit zersplittert sowie Reflexion und Denken nicht mehr möglich sind, Plagiieren an der Tagesordnung ist, jede noch so dumme Idee ein massenhaftes Publikum findet und Meinungen nicht mehr infrage gestellt werden, weil wir uns gegenseitig bloß noch bestätigen. Aber genau so wenig jubelt er das Internet hoch, weil es uns vermeintlich immer klüger macht. Solche Fragen gehen am Kern der Sache vorbei. Denn »Wissen gehört heute dem Netzwerk« und dadurch verändert sich auch das Wissen selbst. Es steckt nicht mehr bloß in den Köpfen von einzelnen Menschen oder in Bibliotheken und Fachzeitschriften. Ohne das Netzwerk, das heute Menschen und Ideen verknüpft ist Wissen nicht mehr denkbar. Ein Netzwerk von Menschen weiß immer mehr als die Summe der einzelnen Menschen weiß. Daher steckt das Wissen im Netzwerk, so Weinberger. Ob wir dann intelligente oder dumme Entscheidungen treffen, hängt nach Weinberger ganz davon ab, wie gut es gelingt, Netzwerke zu schaffen, die uns klüger machen.

Auch die Institutionen, die uns seit jeher mit glaubwürdigem Wissen versorgten, geraten ins Wanken: Enzyklopädien, Zeitungen und Bibliotheken sind radikalen Umwälzungen ausgesetzt. Für unerschütterlich hielten wir diese Bastionen des Wissens – das Internet führt diese Einrichtungen in eine Zukunft, in der nur eines sicher ist: Nichts wird mehr so sein, wie es war. Weinberger sieht den Grund im Hyperlink. Die zweite These seines Buches ist, dass Wissen sich mit seinem Medium verändert. In Zeiten des Papiers funktionierten Produktion, Verteilung und Bewahrung von Wissen grundsätzlich anders als in Zeiten des Internets. Vor allem befand sich Wissen eingeklemmt zwischen zwei Buchdeckeln, ohne natürliche Verbindung zu anderem Wissen wie es der Hyperlink bewerkstelligt. Es ist schlicht einfacher, einem Hyperlink zu folgen als einer Fußnote in einem gedruckten Buch. Im Internet geht es stets um neue Verbindungen und unser Wissen wird geprägt von dieser Eigenschaft des Mediums.

In Too Big to Know wird das Internet nicht als Problem dargestellt; Weinberger sieht es schlicht als Faktum. Das Netz existiert und hat Wissensprozesse umgestaltet. Wissen ist heute umfassender, weniger stimmig und unstrukturierter. Mit dieser neuen Situation muss nun in geeigneter Weise umgegangen werden. David Weinberger legt eine höchst lesenswerte Erklärung ab, warum unser bisheriges Konzept von Wissen heute nicht mehr von Nutzen ist und wie wir Wissen neu denken müssen.