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Matthias Nöllke:
So managt die Natur. Was Führungskräfte vom erfolgreichsten Unternehmen aller Zeiten lernen können

ISBN: 3448056537
Erscheinungsjahr: 2003
Haufe

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Natur als Vorbildunternehmen
        


 
er Kybernetiker Frederic Vester bezeichnet die Natur als ein »Erfolgsunternehmen, das in Millionen Jahren nicht Pleite gemacht hat.« Was liegt also näher, als sich dieses Erfolgsunternehmen zum Vorbild für die Wirtschaft zu nehmen und erfolgreich erprobte Strategien und Taktiken abzukupfern? Genau dies tut Matthias Nöllke in seinem Buch So managt die Natur: Der Autor holt sich Anregungen aus der Natur, um Fragen der Organisation, Personalführung, des Konfliktmanagements, Marketings, der Kundenakquise, des Change Managements oder der Krisen-PR zu behandeln.

Auf keinem Markt herrschen so harte Bedingungen wie in der Natur. Beim Wettbewerb um Futterplätze, Fortpflanzungspartner, Jagdreviere und Ruheräume sind alle Mittel erlaubt: »Fressen und gefressen werden« heißt die Devise.

Matthias Nöllke listet eine Vielzahl von Beispielen auf, wie erfolgreiche Praktiken aus der Natur auf Unternehmen übertragen werden können. Dabei betont der Autor, dass es nicht darum geht, die Natur exakt zu kopieren, sondern diese als Inspirationsquelle zur Problemlösung zu sehen. Das Buch untersucht die verschiedenartigsten Verhaltensweisen und Strategien von biologischen Organismen und beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit sie sich auf die Tätigkeit von Führungskräften übertragen lassen.

Da nirgends so ökonomisch gedacht und gehandelt werden muss wie in der Tier- und Pflanzenwelt, lassen sich daraus etwa wertvolle Hinweise für das betriebliche Ressourcenmanagement ableiten. Da Verschwendung in der Natur meist tödlich endet, wird hinsichtlich aller Aktivitäten, die Ressourcen verbrauchen, eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgemacht: Jede Jagd, jede Futtersuche, jeder Nestbau, jede Balz und jeder Erwerb zusätzlicher Fähigkeiten muss sich »rechnen«.

Die Termite kann als Vorbild für perfekten Informationsfluss und Selbstorganisation dienen. Wie gelingt es diesen höchst beschränkten Kreaturen, solche hochkomplexen Gebilde wie Termitenhügel zu schaffen? Millionen von Termiten leben in diesen stabilen, gut belüfteten und feuchtigkeitskontrollierten Bauwerken. Diese bis zu vier Meter hohen Wunderwerke können entstehen, obwohl die einzelne Termite nicht weiß, was sie tut. Die »Intelligenz« steckt einzig im System.

Vom Heringsschwarm wiederum können Führungskräfte lernen, wie man Teams zusammenstellt. Im Heringsschwarm gibt es keinen Leitfisch, keine Hierarchien, keine festen Positionen. Unzählige Fische schwimmen synchron nebeneinander her und prallen niemals aufeinander. Ein Schwarm bewegt sich wie ein einziger riesiger Organismus und täuscht so Raubfischen Größe vor.

Auch das Balzverhalten des Pfaus hält Anregungen für Unternehmen bereit. Der Angeber des Tierreichs kann mit seinem Pfauenrad weder schnell laufen noch kann er fliegen. Außerdem ist er durch seine bunte Färbung extrem schlecht getarnt. Warum dieses Angebertum trotzdem nützlich ist und funktioniert, daraus können Tipps für das Marketing abgeleitet werden.

Eine Vielzahl weiterer Beispiele beschreibt das Vorbildunternehmen Natur: Was kann aus den raffinierten Strategien zur Anlockung von Fortpflanzungspartnern für die Kundenansprache gelernt werden? Wie besetzt man Führungspositionen nach dem Vorbild des Leitwolfs? Wie akquiriert man Kunden und rekrutiert Personal genauso erfolgreich wie die Spinne Fliegen in ihr Netz lockt?

Eine der zentralen Botschaften des Buches ist, dass es keine »Gewinnerstrategien« gibt, das heißt Methoden, die dauerhaft erfolgreich sind und die jeder – unabhängig von den jeweiligen Umweltbedingungen - anwenden sollte. Die Evolution zeigt, dass es eine Fülle von unterschiedlichen Strategien gibt, die unter bestimmten Voraussetzungen erfolgreich sind. Was jeweils zu tun ist, hängt also stark von der jeweiligen Situation und Lebensumgebung ab und auch davon, was andere tun.

Die Lektüre von So managt die Natur macht Spaß, die Beispiele aus der Natur sind treffend und kommen oft überraschend. Die Verbindung zur Unternehmensführung wird schlüssig hergestellt, die Parallelen zwischen Natur und Unternehmen wirken nicht gezwungen oder an den Haaren herbeigezogen. Da zahlreiche verschiedene Gebiete und Vorgänge der Unternehmenswelt behandelt werden, bleibt das Buch stets abwechslungsreich.

Da das Buch so aufgebaut ist, dass man auch einzelne Kapitel herausgreifen und lesen kann, eignet es sich vorzüglich als Beispielsammlung für Vorträge oder Präsentationen. Immer wieder werden die wichtigsten Aussagen für die Führungspraxis in eigenen Abschnitten hervorgehoben. Einen schnellen Überblick erhält man durch die Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen des Buches am Ende in Form von zehn Thesen.

Interviews mit Experten, wie dem Oxforder Zoologie-Professor Alexander Kacelnik, der eine Unternehmensberatung gegründet hat, dem Verhaltensforscher Professor Irenäus Eibl-Eibesfeldt und Dr. Eric Bonabeau, der das Konzept der »Schwarmintelligenz« international bekannt gemacht hat, runden das Bild ab.

Da die Natur nicht nur überaus erfolgreich ist, wie der Autor meint, sondern auch anschaulich und einleuchtender als abstrakte Managementkonzepte, ist Matthias Nöllkes Buch jedenfalls eine lohnende Lektüre.