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Gunter Hofmann:
Familienbande. Die Politisierung Europas

ISBN: 3888974127
Erscheinungsjahr: 2005
Kunstmann

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er Wind, der der Europäischen Union in letzter Zeit um die Nase blähst, wird rauer: eine Flut billiger Arbeitskräfte aus dem Osten, die Morde an Pim Fortuyn und Theo van Gogh, zahllose Migranten aus vielen Teilen der Welt, in Sachen Erweiterung divergieren die Vorstellungen von Bürgern und Politikern und um das Budget entfachte ein wilder Streit.

Dieses Europa macht den Europäern Angst. Sie glauben nicht mehr bedingungslos an das Projekt Europa, sondern wollen eine Antwort auf die Frage, wohin sich dies alles entwickeln soll und was sie davon haben. Die Ablehnung der Verfassung durch die Franzosen und Niederländer bestätigt dies eindrucksvoll. Und »Brüssel« erweckt kein Vertrauen.

Ist das Ende des Projekts der Einigung in Sicht? Gunter Hofmann vertritt in seinem Buch Familienbande genau das Gegenteil: Europa wäre nicht am Ende des Weges angekommen, sondern steht am Anfang eines neuen Weges. Die Konflikte, die sich nun zeigen und deren Politisierung eröffnen neue Chancen. Dies ist die These des Buches, die Gunter Hofmann anhand einer Reihe von Konfliktfällen darlegt und zeigt, wie Europa die neuen Chancen nutzen kann.

Das Jahr 1989 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, den Kosovo-Krieg, die Anschläge vom 11. September 2001, den Irak-Krieg und den Streit um die Verfassung sieht der Autor als wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer Politisierung der Gemeinschaft. Diese bewertet er durchaus als wohltuend, denn eine logische Konsequenz des Sich-Näher-Rückens wäre eben ein Sich-Einlassen auf Differenzen. Dabei würde man ja schließlich auch das Gemeinsame erstreiten. In diesem Zusammenhang spielt die Stärkung des europäischen Parlaments für Hofmann eine wichtige Rolle: Als ein Forum europäischer Öffentlichkeit könnte es zur Entstehung einer »Konfliktdemokratie« beitragen.

Kein Grund zur Endzeitstimmung also. Die Krise der Union wäre vielmehr unvermeidbar auf dem Weg des sich »Kennenlernens« innerhalb einer Familie. Neue gemeinsame Pfade wollen gefunden und ein gemeinsamer Nenner in der globalisierten Welt will definiert werden.

Neben einer Skizze der Situation, wo Europa heute steht, wagt Gunter Hofmann ebenso den Blick in die Zukunft. Die Darstellung von Zukunftsszenarien europäischer Intellektueller, wie etwa Jürgen Habermas, Ulrich Beck, Jacques Derrida, leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewertung des weiteren Weges der europäischen Integration.

Für Gunter Hofmann steht fest, dass die Europäische Union bereits heute eine Erfolgsgeschichte ist. Er plädiert für ein kosmopolitisch engagiertes Europa, das mit Stolz und Selbstbewusstsein dafür sorgt, dass »aus Feinden Nachbarn werden können«.

Gunter Hofmanns Buch arbeitet die aktuelle Nachrichtenlage auf und fügt sie – mit einer Portion Selbstironie und Nachdenklichkeit versehen – wieder neu zusammen. Eine sehr lesenswerte, optimistische Reflexion über die Krise der Europäischen Union mit wertvollen Denkanreizen zur Beurteilung der europäischen Zukunft.