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John Kao:
Innovation. Wie sich die USA & Europa neu erfinden können

ISBN: 3867740240
Erscheinungsjahr: 2008
Murmann Verlag

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ür Viele ist »Innovation« nicht viel mehr als ein neuer Anglizismus, mit dem clevere Marketingexperten ihre Produkte besser unters Volk bringen wollen. Innovation ist nur ein anderes, ein schickeres Wort für »neu«. Und nach dem Motto »Alte Besen kehren gut« begegnen viele Menschen dem Neuen mit Skepsis und Ablehnung. Die Kultivierung eines hartnäckigen Beharrungsvermögens führt nicht selten dazu, dass der Durchbruch neuer Ideen verhindert wird.

Erfahrung heißt gar nichts!
Eine besonders beliebte Spielart des Widerstands gegen Erneuerung und Veränderung schlägt sich in der selbstgenügsamen Formulierung »Das haben wir schon immer so gemacht!« nieder. Sich auf seine Erfahrung zurück zu ziehen, das ist selbstgerecht. Denn Erfahrung, um mit Kurt Tucholsky zu sprechen, heißt gar nichts! »Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.«

Ob wir es wollen oder nicht: die Welt um uns herum verändert sich. Und sie tut das nicht immer in der Art und Weise, wie uns das gefällt. Sich auf Veränderungen einzustellen, sich umzustellen, sich neu einzurichten, fällt besonders dann schwer, wenn Gewohnheit und Beharrungsvermögen jene fatale Verbindung eines Zwei-Komponentenklebers eingegangen sind. Flexibilität und ein geschmeidiger Umgang mit Veränderungen, mit Neuerungen sind da nicht mehr möglich. Was bleibt ist hartnäckiger und bombenfester Widerstand. Nicht selten versetzt mit dem sicheren Gefühl, alles sei bisher richtig gewesen und Veränderungen nur der Beweis dafür, dass nicht alle so gehandelt haben, nicht alle am Alten, Vertrauten, Bewährten festgehalten haben und es jetzt also gilt, sich mit noch entschiedenerem Beharrungsvermögen dem Neuen zu widersetzen.

Das ist die negative Seite. Denn Innovation hat durchaus auch Zugkraft. So erwarten die Leser auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober über 40 Neuerscheinungen zum Thema Innovation. Von Innovationsrecht, Innovationstransfer und Innovationsmanagement bis Innovationspolitik und Innovationsforschung. Die Branche boomt. Und Innovation ist mittlerweile zu einem Schlüsselbegriff in Wirtschaft und Politik geworden. Die Bundesregierung lädt zum Innovationsgipfel, ehemalige Forschungsministerien nennen sich heute Ministerien für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat sich bereits vor zwei Jahren auf eine gemeinsame Innovationsstrategie verständigt und die Wirtschaft schreibt zahlreiche Innovationspreise aus.

Rebellen gegen Platzhirsche
Inflation der Innovation? Sicher nicht. Inflationär ist höchstens der Gebrauch des Wortes. Immerhin klingt Innovation nach Fortschritt, Zuversicht und Entwicklung – und nach dem Bemühen, sich den Problemen der Welt zu stellen. Unter den zahlreichen Titeln zum Thema ragt das aktuelle Buch des amerikanischen Autors John Kao heraus.

Kao ist Querdenker. Sein Credo »Kreativität ist der Treibstoff der Wirtschaft« zieht sich nicht nur durch sein Buch Innovation. Wie sich die USA und Europa neu erfinden können, sondern auch durch sein eigenes Leben. Einen richtigen Beruf hat Kao nicht, zumindest keinen, den viele für einen richtigen halten. Kao ist vielmehr all das gewesen, wovon mancher ein Leben lang träumt: Jazzpianist, Filmproduzent, Dozent an der Harvard Business School und am Media Lab des MIT, Unternehmer, Berater von Topmanagern und Unternehmen wie Merrill Lynch, American Express und Twentieth Century Fox. Kao hat die Unesco beraten, die Regierung von Singapur und zahlreiche Politiker, u.a. Hillary Clinton. Kao hat Universitätsabschlüsse in Philosophie, Psychiatrie und Business Administration, er gibt Konzerte, gründet Unternehmen und jettet um die Welt. Zuletzt um sich auf die Suche nach den innovativsten Ländern zu machen.

Innovation, so Kao, geht von den Rebellen aus, nicht von den Platzhirschen. Meist ist die Innovationskraft derer am größten, die nach vorne kommen wollen, derer, »die auf der Suche nach ihrem Stück vom Kuchen neue Nachfragequellen, neue Verbraucherbedürfnisse und neue soziale Trends erschließen.« Platzhirsche wie die USA oder auch Europa sind »durch und durch geprägt von Geschäftsmodellen, Markterfolgen und großen Entdeckungen, die sich über einen sehr langen Zeitraum entwickelt und unsere Führungsrolle bestimmt haben.« Mit dem 1965 gegründeten Singapur und der 1949 gebildeten Volksrepublik China treten die Rebellen auf den Plan.

Innovationen beschränken sich entgegen der landläufigen Meinung nicht auf Neuerungen und Erfindungen aus Wissenschaft und Hightech. Es geht genauso um wirtschaftliche und soziale Innovationen. So ist eine der wirkungsvollsten Innovationen der letzten Jahre der Erfolg der sogenannten Mikrokredite. Eine Idee des indischen Wirtschaftswissenschaftlers Muhammad Yunus, der in Anerkenntnis seiner innovativen Bemühungen 2006 den Friedensnobelpreis erhielt. Innovation, schreibt Kao, ist die »kontinuierliche Anstrengung, durch Zusammenführung unterschiedlicher Fähigkeiten die erstrebte Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen.« Innovation zeigt sich also nicht nur in Produkten; ebenso innovativ können Dienstleistungen, Erfahrungen und Prozesse sein.

Anders denken
Zwei Arten von Innovation unterscheidet Kao: die eine, die einfach nur das verbessert, was es bereits gibt, nach dem Motto: schnellere Mikroprozessoren, schickere Autos oder noch fettärmere Wurst. Die andere Art der Innovation definiert die Zukunft, entwickelt Modelle und Visionen, wie unsere Welt morgen aussehen könnte: ein Grundrecht auf gesunde Ernährung oder CO2-freie Mobilität. So richtet sich seine Kritik deutlich gegen solche Unternehmen, Industrien und Volkswirtschaften, die keine Visionen für die Zukunft entwickeln. Beispiel Automobilindustrie: die aktuellen Automodelle sind nicht innovativ, sie sind ausgestattet mit alle möglichen neuen Sicherheitsstandards, vollgestopft mit Elektronik, aber eine Vision von der Mobilität der Zukunft fehlt den Autobauern.

Europa und die USA, so Kao, sollen endlich ihre Volkswirtschaften visionär ausrichten. Ihr Antrieb soll dabei vom gemeinsamen Ziel bestimmt sein, die drängenden Probleme der Menschheit wie Umweltzerstörung, Energieversorgung, Armut und Klimawandel zu lösen.

Ganze Wirtschaftszweige sollen sich dem Motto verpflichten: »Gutes tun und es sich dabei gutgehen lassen!« Damit gehört Kao in die Reihe jener Autoren, die die globalen Problemlösungen als Chance zur wirtschaftlichen Erneuerung betrachten. Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können. Und genau dazu lädt Kaos Buch ein.