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Horst W. Opaschowski:
Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben

ISBN: 3579069918
Erscheinungsjahr: 2008
Gütersloher Verlagshaus

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ohin driftet Deutschland – die drittgrößte Industrienation der Welt?«, fragt der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski am Beginn seines Buches Deutschland 2030. Werden China und Indien gemessen am Bruttosozialprodukt bald an Deutschland vorbeiziehen? Ist es Zeit für einen Abgesang auf Europa? In den letzten Jahrzehnten haben die westlichen Industrienationen vielen Menschen materiellen Wohlstand gebracht, doch die soziale Gerechtigkeit bröckelt und wirtschaftlich gesehen scheint die Blütezeit des alten Kontinents vorbei. Kann sich Deutschland seines Wohlstandes noch sicher sein?

Die demographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern sich bis 2030 grundlegend. Horst W. Opaschowski belässt es aber nicht bei diesem Befund: Um Deutschland zukunftsfähig zu machen, müssen wir frühzeitig wissen, was heute und morgen zu tun ist. Zukunftsforschung kann nicht meinen, lediglich über Entwicklungen Bescheid zu wissen, vielmehr bildet die Vorausschau auf die Zukunft die Basis, den kommenden Generationen Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Die Prognosen sollen die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger in die Lage versetzen, mit der Zukunft, wie immer sie sein mag, fertig zu werden, also Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen.

Horst W. Opaschowski zeichnet Zukunftsbilder auf Basis empirischer Erhebungen und Repräsentativbefragungen. Dabei richtet er den Blick auf das Jahr 2030: ein solch mittlerer Zeithorizont muss weder utopisch noch spekulativ sein, er reicht weit genug über die Tagespolitik hinaus, um Strukturveränderungen sichtbar zu machen, diese Zeitperspektive ist aber gleichzeitig nah genug, um Chancen und Risiken der gesellschaftlichen Entwicklung abschätzen und zukunftsorientiert handeln zu können.

Was sind nun die Faktoren, welche die Entwicklung des deutschen Wohlstands in die eine oder andere Richtung treiben? Wann immer über Zukunft gesprochen wird, muss auch über Globalisierung nachgedacht werden. Kaum eine Entwicklung beeinflusst unser Leben heute so stark wie die Globalisierung und bei den Menschen löst sie höchst widersprüchliche Gefühle aus: Während sich ein Drittel der Europäer als Gewinner sieht, schätzt sich jeder fünfte deutsche Bürger hingegen als Verlierer ein. Insbesondere die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit und die Sorge um eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich treiben die Bürger um. Angesichts des sinkenden Lebensstandards macht sich ein Stimmungswandel in der Bevölkerung breit. Arbeitslosigkeit, Gesundheitsvorsorge und Kriminalität bereiten den Deutschen Kopfzerbrechen und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gilt weiterhin als vorrangige Aufgabe der Politik.

Kann es aber die Vollbeschäftigung im traditionellen Verständnis der sechziger und siebziger Jahre noch geben? Die Arbeitswelt ist einem radikalen Wandel unterworfen und was sich heute schon ankündigt, wird sich bis ins Jahr 2030 wohl weiter verdeutlichen: Das Normalarbeitsverhältnis und die Normalarbeitszeit sterben aus. Wenigen Vollzeiterwerbstätigen wird in Zukunft ein großes Heer von Gelegenheitsarbeitern und Teilzeitbeschäftigten gegenüber stehen. Arbeit auf Abruf wird zur Regel, wodurch die bislang starr abgegrenzten Zeitblöcke von Arbeit und Freizeit durcheinander geraten. Zudem sagt Horst W. Opaschowski voraus, dass zukünftig immer weniger Mitarbeiter immer mehr leisten müssen.

Auch in der Konsumwelt stellt der Zukunftsforscher eine Spaltung der Gesellschaft fest: Einkommensstarke stehen Armutsgefährdeten gegenüber und die ehemals breite Mitte lebt in der ständigen Angst, selbst abzurutschen. Immer mehr Leute halten daher ihr Geld zusammen und üben sich in Kaufzurückhaltung. Aber nicht nur die Geldknappheit formt die Konsumwelt der Zukunft. Immer stärker wird die chronische Zeitnot der Konsumenten zu einem grundlegenden Wettbewerbswandel führen. Wirtschaft und Handel von morgen werden wesentlich davon geprägt werden, dass nicht nur um das Geld der Verbraucher, sondern auch um ihre Zeit gekämpft wird.

Da das Nachdenken über die Zukunft stets auch die Frage danach aufwirft, wie wir übermorgen leben wollen, stellt Horst W. Opaschowski am Ende des Buches vier Zukunftsszenarien vor. In der illusionären Erwerbsgesellschaft bleiben wir, was wir immer waren, nämlich lebenslang lohnabhängige Arbeitnehmer. In der utopischen Mußegesellschaft leben wir gedankenlos in den Tag hinein, weil Maschinen für uns arbeiten. In der visonären Tätigkeitsgesellschaft leben wir nach dem Vorbild des freien tätigen Menschen, der für sich und die Gemeinschaft tätig ist, wobei Arbeit und Freizeit gleichwertige Lebensqualitäten darstellen. In der realistischen Leistungsgesellschaft gibt es Arbeit rund um die Uhr: Wir leben als rastlose Nomaden, die zwischen Beruf, Nebenjob, Surfen, Chatten, Mailen und Telefonieren nie zur Ruhe kommen.

Mit Deutschland 2030 ist eine umfassende Vorausschau auf unsere Gesellschaft von morgen gelungen; das Buch deckt den gesamten Kosmos des menschlichen Lebens ab: von der Arbeitswelt über die Konsum- und Medienwelt bis hin zur Erlebnis- und Kulturwelt und noch vieles mehr. Wer darüber hinweg blicken kann, dass sich Horst W. Opaschowski mit Vorliebe selbst zitiert, hält ein gut lesbares, wissenschaftlich fundiertes Buch in Händen über die Zukunftsbilder der nächsten Jahrzehnte.