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Michael Opielka, Matthias Müller, Tim Bendixen, Jesco Kreft:
Grundeinkommen und Werteorientierungen. Eine empirische Analyse

ISBN: 3531167952
Erscheinungsjahr: 2009
VS Verlag für Sozialwissenschaften

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iemand bewegt sich in einem wertefreien Raum. Dies gilt in besonderem Maße für die Sozialpolitik, wenn auch dieser Umstand von der Forschung lange vernachlässigt wurde. Im Vordergrund standen lange Zeit politisch-ökonomische und institutionelle Themen sowie die Analyse von Interessenkonflikten. Erst seit den 1990er Jahren rückte die Wertebasierung der Sozialpolitik stärker ins Blickfeld. Die Herausbildung von Interessen und neuen Institutionen könne nämlich nicht ohne Werte erfolgen. Nicht nur prägen Werte die Wahl der politischen Richtung, auch wirken sie auf Einzelfragen der Sozialpolitik ein.

In der – in schöner Regelmäßigkeit immer wieder aufkommenden – Diskussion um ein Grundeinkommen spielt die Werteorientierung eine große Rolle. Wie man der Idee eines von der Arbeitsleistung unabhängigen Einkommensanspruchs aller Bürger gegenübersteht, ist wesentlich abhängig vom eigenen Menschen- und Weltbild. Konkret haben die Konzeptionen sozialer Gerechtigkeit einen großen Einfluss: Der Wert der Leistung im liberalen Konzept der Leistungsgerechtigkeit betrifft etwa Themen wie Selbständigkeit, unternehmerische Haltungen oder Risikobereitschaft. Beim Wert der Gleichheit im sozialistisch-sozialdemokratischen Konzept der Verteilungsgerechtigkeit geht es um Themen wie Chancengleichheit, die Bekämpfung von Armut oder die Reduzierung von Ungleichheit. Der Wert der Gemeinschaft im konservativen Konzept der Bedarfsgerechtigkeit dreht sich um Themen wie die Stärkung moralischer Orientierungen, die Förderung von Familien und die Übernahme von Verantwortung. Beim Wert der Anerkennung im garantistischen Konzept der Teilhabegerechtigkeit geht es schließlich darum, warum und wie ein Grundeinkommen die menschlichen Fähigkeiten stärkt und die Menschenrechte verwirklicht.

Die Idee des Grundeinkommens wird in verschiedensten – teils gegenläufigen – politischen und sozialen Gruppen vertreten. Dies wirft die Frage auf, inwieweit diese Idee an Wertorientierungen anknüpft, die quer zu den politischen Lagern angesielt sind. Gerechtigkeitskonzepte bilden in diesem Zusammenhang einen ersten Zugang. Der soziologischen Analyse Grundeinkommen und Werteorientierungen liegt die Hypothese zugrunde, dass die »Einstellungen zu einem Grundeinkommen mit grundlegenden Vorstellungen von Gerechtigkeit und Lebenssinn korrelieren«. Für die Autoren unter Leitung von Michael Opielka schien es denkbar, dass die Idee eines Grundeinkommens dazu beiträgt, »Spannungen zwischen Arbeit und Familie, Risiko und Sicherheit, Individualität und Gemeinschaft, materiellen und postmateriell-expressiven Werten« neu zu balancieren. Der Band Grundeinkommen und Werteorientierungen fasst die Ergebnisse des Forschungsprojekts zusammen, in dem Wertorientierungen zur Idee eines Grundeinkommens erhoben wurden und in dessen Verlauf sowohl aktuelle sozialpolitische Literatur analysiert als auch Gespräche mit Verantwortungsträgern aus den Bereichen Politik, Sozialer Arbeit und Wirtschaft geführt wurden.

Die Studie erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität und enthält erstaunliche Ergebnisse, die in Konkurrenz stehen zu früheren quantitativen Befragungen, welche ein positiveres Wertmuster der Bevölkerung zur Idee eines Grundeinkommens zeichnen. Nichtsdestotrotz enthüllt das Projekt wertvolle Einsichten, welche den öffentlichen Diskurs unterstützen und – nicht zuletzt – einer politischen Lösung dienlich sein können. Michael Opielka, Matthias Müller, Tim Bendixen und Jesco Kraft steuern mit Grundeinkommen und Werteorientierungen einen weiteren wesentlichen Baustein bei, um das Zukunftsprojekt Grundeinkommen voranzutreiben.