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Bill Emmott:
Vision 20⁄21. Die Weltordnung des 21. Jahrhunderts

ISBN: 3100170121
Erscheinungsjahr: 2003
S. Fischer

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ann man aus der Geschichte lernen? Winston Churchill meinte: »Je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto besser kennt man die Zukunft«, und so hält es auch Bill Emmott, der Chefredakteur des renommierten britischen Politik- und Wirtschaftsmagazins The Economist, in seinem Buch Vision 20/21. Durch die Betrachtung der Errungenschaften und Niederlagen des 20. Jahrhunderts sollen Erfahrungen gewonnen werden, auf deren Basis wir dann die Gegenwart besser verstehen und die Zukunft genauer abschätzen können.

So bilden denn auch die beiden wichtigsten Kräfte des 20. Jahrhunderts den Ausgangspunkt für Vision 20/21: Die USA sind an die Stelle Großbritanniens als Beschützer der Weltordnung getreten und haben in ihrer führenden Rolle für politische Stabilität gesorgt. Zudem hat sich der Kapitalismus im Kampf gegen seine autoritären Gegenspieler durchsetzen können und hat wirtschaftliche Dynamik geschaffen.

An diese Entwicklungen knüpfen sich für Emmott zwei Fragen, die den Ausblick auf das 21. Jahrhundert bestimmen: Werden die USA ihre Vormachtstellung behaupten können? Und: Wird der Kapitalismus weiterhin die bestimmende Kraft in der Welt sein?

Vergleichend werden Amerikas potentielle Gegenkräfte dargestellt: Chinas Chancen als potentielle Supermacht, Europas Weg zur Einheit und Japans zukünftige Rolle im asiatischen Raum. Doch der Autor empfindet diese Mächte als zu schwach, um die Vormachtstellung der USA zu brechen. Auch der zunehmende Terrorismus kann nach Meinung Emmotts der Führungsrolle Amerikas nichts anhaben.

Die Entwicklung des Kapitalismus sieht Bill Emmott etwas problematischer. Es steht außer Frage, dass das System des Kapitalismus seine Schwächen hat. Aber da es keine echte Alternative zum Kapitalismus gibt und die Stärken des Kapitalismus seine Schwächen überwiegen, wird dieser weiterhin dominierend sein.

Die Beantwortung der beiden dem Buch zugrunde liegenden Fragen und die Abwägung aller dadurch aufgeworfenen Chancen und Risiken des 21. Jahrhunderts führen Bill Emmott dazu, mit »skeptischem Optimismus« in die Zukunft zu blicken: Die Anziehungskraft des Kapitalismus wird trotz seiner Schwächen wachsen und die Basis für Demokratie und soziale Sicherheit bilden. Und zum anderen kann derzeit kein Staat den Vereinigten Staaten ihren Führungsanspruch streitig machen, weshalb »Washington ein großer Hoffnungsträger für den Rest der Welt« bleibe.

Wenn auch an einigen Stellen Emmotts ausgeprägter Pro-Amerikanismus verbunden mit einer Geringschätzung kollektiver Systeme wie der Europäischen Union oder der UNO provozieren können, gelingt Emmott insgesamt dennoch eine abgerundete Darstellung der Verflechtung der internationalen Beziehungen in Politik und Wirtschaft. Leser, die einen eindeutigen Standpunkt erwarten, werden enttäuscht sein; ebenso jene, die sich frische, neue Ideen erhoffen. Aber wer sich daran erfreut, komplexe Zusammenhänge der internationalen Politik und Wirtschaft aufzuhellen, wird an dem Buch Gefallen finden.