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Peter Felixberger:
Deutschlands nächste Jahre. Wohin unsere Reise geht

ISBN: 3867740712
Erscheinungsjahr: 2009
Murmann Verlag

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nfang 2009 trafen sich eine Reihe von Zukunftsforschern sowie Regierungsvertreter im Bundeskanzleramt, um gemeinsam ein Bild von der Zukunft zu zeichnen. Ein Diskussionsprozess sollte angestoßen werden, um ergebnisoffen darüber nachzudenken, wo wir stehen und wohin die Reise in die Zukunft gehen könnte. Es sollte – wohlgemerkt – nicht darum gehen, die Zukunft vorauszusagen. Es ist ja immer das Dilemma der Zukunftsforscher: denn die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Vielmehr geht  es – und ging es auch im Bundeskanzleramt – darum, die Gegenwart zu verstehen, um bestimmte Entwicklungslinien in die Zukunft zu erfassen und richtig zu deuten. Denn auch wenn sich die Zukunft nicht exakt voraussagen lässt, so ist es zumindest möglich, Aussagen zu treffen über die grobe Richtung, die sie nehmen wird. Politik jenseits tagespolitischer Kleinigkeiten ist angewiesen auf solche Einblicke. Wie anders sollen die großen Grundlinien für Gesellschaft und Wirtschaft gesetzt werden? Die Regierungsspitze lud daher die Beteiligten in das Bundeskanzleramt ein, um Denkanstöße zu erhalten und verstand sich dabei nicht als Kapitän, sondern als Katalysator dieses Prozesses.

Auf Basis dieser Treffen ist Peter Felixbergers Buch Deutschlands nächste Jahre entstanden. Der Journalist und Autor saß bei allen Treffen mit am Tisch und stellt nun in Buchform die Ideen der Zukunftsforscher dar. Er beschreibt einen Korridor, in dem ausgehend von einer Analyse der gegenwärtigen Situation verschiedene denkbare Zukünfte liegen könnten. Es ist ein Buch geworden über Chancen und Möglichkeiten, welche sich offenbaren werden, aber auch über die Probleme und Niederlagen, die uns drohen könnten.

Der erste Teil des Buches wirft einen Blick auf das noch junge 21. Jahrhundert. Welche Entwicklungen waren in den letzten Jahren erkenntnisprägend für die in den folgenden Kapiteln entworfenen Szenarien? Die Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt muss am Anfang jeder Befassung mit der Zukunft stehen, denn wir können uns auf mögliche Zukünfte nur vorbereiten, indem »wir im Humus der Gegenwart zu buddeln beginnen«.

Und so konstatieren die Zukunftsforscher etwa, dass wir uns am Übergang in ein neues Zeitalter befinden, in dem Menschen auf völlig neuartige Weise am Wirtschaftsleben teilhaben. Die globale Kooperation von Menschen in losen Netzwerken führt dazu, dass noch nie zuvor Einzelpersonen eine derartige Macht entfalten konnten. Auch verfügen Verbraucher über mehr Wissen über Märkte und Produkte, zudem beeinflussen kulturelle und ethische Prozesse immer stärker das Marktgeschehen. Die klassische Zweiteilung in Konsument und Produzent findet ihr Ende. Der Begriff »Prosument« drückt aus, dass Verbraucher heute auch Produzenten sind. Auch Offenheit und der freie Austausch von Wissen werden zu Charakteristika des neuen Wirtschaftslebens und zur entscheidenden Stärke in der Wissensgesellschaft. Auch der Konsum verändert sich.

Als Ausgangspunkt diverser Szenarien gilt es auch das gewandelte Selbstverständnis unserer Arbeitsgesellschaft ins Kalkül zu ziehen. Wir stehen einer immer stärkeren Zweiteilung der Arbeitswelt gegenüber: Während die Einen ihre Berufswelt zunehmend als »kreatives Improvisationstheater und Selbstverwirklichungsraum« empfinden, fühlen sich die Anderen ausgegrenzt und fremdbestimmt. Feste, stabile Dauerarbeitsplätze über ein Leben lang werden immer seltener, stattdessen entwickeln sich neue Berufsbilder und Arbeitsstrukturen. Vor diesem Hintergrund und weil das Interesse an selbstbestimmtem Leben und Selbstverwirklichung stark ansteigt, geht der Trend in Richtung Selbstunternehmer, der sein berufliches Schicksal selbst in die Hand nimmt.

Auch wird festgestellt, dass Deutschland bei einfachen Massengütern längst nicht mehr konkurrenzfähig ist gegen Niedriglohnländer. In einem Hochlohnland wie Deutschland schließt ein Mangel an Bildung Menschen dauerhaft aus. In Bildung zu investieren wird daher billiger und effizienter sein als in teure Sozialtransfers und Alimentierung. »Bildung wird zur sozialen Frage der Wissensgesellschaft.«

Schließlich kommt auch die demographische Entwicklung zur Sprache: Die deutsche Bevölkerung schrumpft. Die Jungen werden weniger und die Alten werden mehr. Und dies liegt nicht nur an der höheren Lebenserwartung und der rückläufigen Geburtenrate, sondern der wichtigste Grund liegt darin, dass die Eltern, die heute Kinder zur Welt bringen müssten, nie geboren wurden.

Dies ist also die Ausgangssituation. Solcherart sind die Entwicklungen, auf deren Basis die Zukunftsforscher dann ihre Szenarien für die Zukunft bauen. Das zweite Kapitel befasst sich mit Ausblicken auf Werte, Leitbilder und Lebensziele. Dabei bestehe zurzeit das Paradoxon, dass wir starken Veränderungsprozessen ausgesetzt sind, aber gleichzeitig eine starke Kontinuität des Bestehenden gegeben sei. Sinngebung, Identitätssuche und Glücksstreben werden für die Menschen immer stärkere Triebfedern. Dabei entscheiden Menschen selbständiger als früher über ihren Lebensentwurf; traditionelle Vorgaben aus der Vergangenheit verlieren an Bedeutung. Dabei müssen auch neue Wirklichkeiten und Erörterungslagen berücksichtigt werden, die durch die neuen Medien entstehen.

Das dritte Kapitel dreht sich um den Themenkomplex »Wirtschaft, Arbeit und Bildung«. Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft gilt es vor allem, das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter zu heben. Im Wissenskapital schlummert das größte Potential für die Gesamtwirtschaft. Auch Kreativität und Innovation werden als Produktionsfaktoren in den Vordergrund rücken. Aber auch durch die Einbeziehung kulturell diverser Mitarbeiter ergeben sich neue Perspektiven. Cultural Diversity Management wird zu einem wichtigen Werkzeug in der internationalen Managementpraxis. In der neuen Arbeitswelt werden Flexibilität, Selbstverantwortung, Selbstorganisation sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zu lebenslangem Lernen zu unverzichtbaren Voraussetzungen.

Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Thema »Wohlstand und Lebensqualität«. Die ursprüngliche Bedeutung des Wohlstandsbegriffes wird wiederkehren: wohl leben und glücklich sein. Wohlstand wird weniger mit Geld zu tun haben. Durch die Zunahme schlecht bezahlter Servicejobs werden Niedriglöhne Normalität. Auch geht die Angst vor dem sozialen Absturz um. Gering- und Unqualifizierte werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Menschen sehen Gesundheit als wichtigstes Lebensgut an, was einen Megamarkt entstehen lässt, der denjenigen der Informationstechnologie ablösen wird.

Peter Felixberger beschreibt umfassend Wege in die Zukunft. Die Zukunftsentwürfe sollen Entscheidungen erleichtern und uns Weichenstellungen erlauben. Wer seine Zukunftsentscheidungen gerne auf mehr Details basiert, dem sei zusätzliche Literatur angeraten. Aber für einen ersten Blick in die Zukunft kommt Felixbergers Zusammenfassung der Zukunftsgespräche im Kanzleramt gerade recht.