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Ursula von der Leyen, Karl-Rudolf Korte (Hrsg.):
Wer macht die Arbeit morgen?

ISBN: 3862800172
Erscheinungsjahr: 2011
Berlin University Press

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Zukunft der Arbeit
        


 
er demographische Wandel stellt Politik und Wirtschaft vor große Herausforderungen: die Gesellschaft altert und schrumpft zugleich. Während diese Prognose der Statistiker als recht unbestritten gilt, so ist noch längst nicht entschieden, was aus dieser Lage folgt und welcher Kurs einzuschlagen ist. Welche Konsequenzen ergeben sich etwa für die Arbeitsmarktpolitik? Wie wird angesichts der demographischen Umwälzungen die Unternehmenswelt von morgen aussehen? Welchen neuen Anforderungen müssen Arbeitskräfte genügen und wie können Unternehmen und Politik schon heute die Weichen stellen, damit man diesen gerecht wird?

Auf solche Fragen will das von Ursula von der Leyen und Karl-Rudolf Korte herausgegebene Buch Wer macht die Arbeit morgen? Antworten liefern. Die Herausgeber und eine Reihe weiterer Autoren diskutieren darin die Herausforderungen des demographischen Wandels für Gesellschaft, Politik und Unternehmen und wollen Denkanstöße geben. Der Grundton ist positiv: Schließlich liegt auch eine Chance in der sich wandelnden Arbeitswelt. Die Bundesarbeitsministerin plädiert in ihrem Beitrag für eine Mobilisierung brachliegender Potentiale: In der Zukunft des Arbeitsmarktes werden Frauen, Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und ältere eine wichtigere Rolle spielen. Weil aus Altersgründen immer weniger Menschen erwerbstätig sein werden und die Bevölkerung zudem schrumpft, tut sich eine Lücke auf – vor allem Fachkräfte werden zur Mangelware. Diese Lücke könne durch die genannten Personengruppen geschlossen werden, sie »können die Fachkräfte sein, die wir so dringend brauchen«. Und nicht zuletzt gezielte Einwanderung sei nötig, um dem demographischen Wandel standzuhalten.

Um diese Potentiale zu heben, hat die Politik schon viel getan, stellt die Bundesarbeitsministerin sich und ihren Politikerkollegen ein gutes Zeugnis aus: Rente mit 67, Förderung von Ganztagsschulen, Elterngeld, Ausbau von Kinderkrippen, Bildungspaket für bedürftige Kinder – all diese Maßnahmen werden als Beleg dafür angeführt, dass die Politik die richtigen Hebel anfasst und gehandelt hat.

Welche Impulse für die zukünftige Arbeitswelt kommen aus der Wirtschaft? So sieht etwa Henning Kagermann, ehemaliger Vorstandssprecher der SAP AG, als Vorbedingung der Beantwortung der Frage, wer denn die Arbeit morgen mache, das Nachdenken über die Frage »Welche Arbeit machen wir morgen?«. Geschwindigkeit und Ausmaß von Veränderungen nehmen laufend zu. Stabile Entwicklungen und gute Wettbewerbspositionen seien in einer solchen Umwelt überhaupt nur erreichbar, stellt man sich frühestmöglich auf permanenten Wandel ein. Nur dann nämlich kann es gelingen, diesen aktiv mitzugestalten. Die elementare Grundregel wirtschaftlichen Handelns – beständige Wertschöpfung bei möglichst geringem Ressourceneinsatz zu erreichen – erhält in einer Welt der knappen Ressourcen völlig neue Bedeutung: Nur nachhaltige Innovationen können laut Kagermann gegen den demografischen Wandel und die ökologischen Grenzen ankommen. Dabei komme den Informations- und Kommunikationstechnologien eine besonders wichtige Rolle zu, denn sie leisten einen großen Beitrag zu Produktivitätssteigerungen. Es sind diese neuen Technologien, die flexiblere Arbeitsformen ermöglichen und vielen Menschen den Zugang zum Erwerbsleben erst eröffnen.

Auch Jörg Mittelsten Scheid stellt die Frage nach dem »Wie?«, sieht aber das Potential der Informations- und Kommunikationstechnologie im Unterschied zu Henning Kagermann eher kritisch. Stattdessen formuliert er eine klare Forderung in Richtung der Wissenschaft, Zukunftsszenarien zu entwickeln, wie die zukünftige Arbeit aussehen könnte, weil es einen tragfähigen Rahmen für aktuelles und zukünftiges Handeln braucht.

Die im Band enthaltenen Beiträge zeichnen sich durch einen völlig unterschiedlichen Zugang zur Eingangsfrage aus, was angesichts der verschiedenen Hintergründe der Autoren auch nicht verwundert. Dies ist ein großes Plus des Buches, weil es die Vielseitigkeit der Frage spiegelt. Auch wenn letztlich eine klare Antwort auf die Frage ausbleibt, so laden die Beiträge doch – jeder auf seine Weise – zum Nachdenken über die Zukunft unserer Gesellschaft ein, zeigen Problembereiche auf und geben Fingerzeige, wie die großen Herausforderungen in den Griff zu bekommen sind. Dabei wird der demographische Wandel nicht nur als Bedrohung dargestellt, sondern die Autoren bemühen sich, ihren Fokus auf die Chancen und neuen Möglichkeiten zu legen.